BundesratStenographisches Protokoll848. Sitzung / Seite 16

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Präsident Gottfried Kneifel: Als Nächster hat sich Herr Bundesrat Krusche zu Wort ge­meldet. – Ich erteile es ihm. (Bundesrat Mayer: Ich lache mich tot!)

 


9.25.13

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin, auch ich freue mich, Sie gesund und munter hier begrüßen zu dürfen! Kolleginnen und Kollegen! Ich bin heute in der Nacht von einem Kongress aus Dort­mund zurückgekommen. Als ich am Dienstag zu Mittag ebendort das Thema der Ak­tuellen Stunde erfahren habe, habe ich mir gedacht: Na bravo! Jetzt kann ich meine alte Rede ausgraben, die ich vor fast exakt drei Jahren gehalten habe. – Genau so ak­tuell ist nämlich dieses Thema der heutigen Aktuellen Stunde.

Ich frage Sie: Was ist daran bitte politisch aktuell? (Zwischenruf des Bundesrates Todt.) Wir haben das vor drei Jahren beschlossen. Seither wird um zig Millionen Euro an der Umsetzung gearbeitet, und jetzt soll es in kleinen Schritten eingeführt werden. Deshalb muss ich bedauerlicherweise feststellen, dass diese Aktuelle Stunde ein bisschen zu einem Marketinggag für ELGA verkommt – das haben auch meine Vorredner schon ein bisschen gezeigt. Man weiß ja, dass es auch schon diverse Inserate und Werbemaß­nahmen gibt, und dabei soll der Bundesrat offensichtlich auch eine dankbare Rolle spielen.

Ich frage mich: Was hat sich seit 2012 geändert? – Unsere Bedenken konnten bis heu­te natürlich nicht ausgeräumt werden. Das ist auch ganz klar, denn es gibt noch keine Erfahrungen mit ELGA. Es wäre also wahrscheinlich angebrachter gewesen, über die Erfahrungen mit ELGA zu einem späteren Zeitpunkt zu diskutieren.

Unsere Bedenken galten auch damals bereits der Sicherheit, die Datensicherheit ist das wesentliche Argument. Von der ELGA-Homepage kann man ein Dokument herun­terladen, das die Software-Architektur der ELGA beschreibt. Wenn man EDV-Experte ist, kann man sich da vertiefen und sich das auf 325 Seiten in zahlreichen Diagrammen und Tabellen anschauen. Otto Normalverbraucher wird mit diesem Papier natürlich nichts anfangen können.

Es ist nach wie vor so, dass die vielgelobte Sicherheit bis dato aus unserer Sicht kei­neswegs gewährleistet ist, denn je komplexer eine Softwarearchitektur ist, desto höher ist auch das Gefahrenpotenzial für Angriffe von außen. Wir haben bereits damals kri­tisiert, dass es sehr wohl Interessengruppen gibt, die an den Gesundheitsdaten der Bür­ger massiv interessiert sind, ob das Versicherungen sind, Großkonzerne, die Pharma­industrie et cetera.

Die Möglichkeit von Phishing-Attacken und Gefahren von außen besteht ja auch bei allen anderen so sicheren Systemen, die wir täglich nützen, wie elektronischem Bank­ing und so weiter. Auch dort haben wir diese Probleme.

Es heißt, dass bestimmte Ärztegruppen keinen Zugang haben – Schulärzte, Betriebs­ärzte und so weiter. Ich frage mich: Welcher Betriebsarzt oder Schularzt hat denn nicht auch eine Praxis nebenher? Da kommt es also auch schon zu einer Vermischung der Interessen.

Einer der Kritikpunkte, vor allem vonseiten der Ärztekammer, war die Überbürokratisie­rung durch dieses System. Herr Kollege Todt, dein Beispiel mit den Blutuntersuchun­gen ist zwar gut und schön, allerdings ist der Arzt nicht in der Lage, mit dem System gezielt nach Daten zu suchen, sondern muss sich im Prinzip durch einen Haufen von PDF-Files wühlen, damit er dann vielleicht das findet, was er sucht.

Außerdem sehe ich auch eine potenzielle Gefahr in dem System, dass die Zweitmei­nung verloren geht. Was ein Arzt einmal gesagt hat und in einem Entlassungsbrief dokumentiert ist, das pickt dann. Es besteht die Gefahr, dass sich der nächste Arzt das


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