BundesratStenographisches Protokoll849. Sitzung / Seite 88

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emotionale und soziale Entwicklung, auch für den Vater, was die Bindung betrifft, aber auch für die Wirtschaft, weil ich glaube, dass man gerade bei so einer Arbeit eine Auf­gabe hat, bei der Ausdauer, Geduld und Konfliktlösungskompetenz wichtig sind.

Nicht anders ist das in den Betrieben, auch dort haben diese Punkte meiner Meinung nach eine große Bedeutung für eine wirtschaftliche Entwicklung. Daher mein Appell an alle Wirtschaftsbetriebe: Gleiche Chancen für Frauen in der Wirtschaft, und gleiche Chancen für Männer in den Familien! Das wäre fair.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, einen Punkt muss ich noch erwähnen, und zwar geht es dabei – was du (in Richtung der Bundesrätin Gruber-Pruner) schon gesagt hast – um die Teilzeitbeschäftigten. Es sind zum Großteil Frauen. Wenn die Teilzeitbeschäf­tigten nach der Karenz wieder zurückkommen, dann hätte ich sehr gerne, dass sie die gleichwertige Arbeit wieder zurückbekommen oder dass sie auch, wenn sie in Führungspositionen sind, diese Möglichkeit bekommen würden. Das ist jetzt nicht möglich.

Deswegen an dich, lieber Herr Minister: Danke, dieses Gesetz ist ein sehr gutes Ge­setz und geht in die richtige Richtung. Ich bitte dich aber auch, diese Anregungen und Wünsche bei den neuen Verhandlungen miteinzubauen. Ich weiß, wie konsequent und beharrlich du bist, und ich danke dir schon im Vorhinein.

(Die Rednerin setzt ihre Ausführungen in slowenischer Sprache fort.)

Danke. Hvala lepa. (Beifall bei SPÖ und Grünen sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

13.52


Präsident Gottfried Kneifel: Zu einer Stellungnahme dazu hat sich Herr Bundes­minister Hundstorfer zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 


13.52.28

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Präsident! Ich möchte das ganz kurz machen, und natürlich: Es wird weiterhin Fortschritte geben, das ist keine Frage.

Nur, meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei, gestatten Sie mir einen ganz kurzen Hinweis: Das Familienbild, das Sie hier zeichnen, ist nicht die Realität des Lebens, und ich lade Sie einmal ein: Schauen Sie sich Scheidungsraten an, schauen Sie sich Patchworkfamilien an! (Zwischenruf der Bundesrätin Ecker.)

Ich erzähle Ihnen ein sehr persönliches Beispiel: In meinem Freundeskreis haben zwei Männer ein Pflegekind, ein Mädchen. Wissen Sie, warum sie es haben? – Weil die Eltern schwer drogensüchtig sind (Zwischenruf der Bundesrätin Ecker) und das Jugendamt jemanden gesucht hat, der eine psychotherapeutische Ausbildung hat, der das studiert hat, und das Jugendamt irrsinnig froh und glücklich war, diese beiden Herren zu finden. (Bundesrat Herbert: Das ist ja nicht repräsentativ!) – Oh ja! Ich sage Ihnen, warum das repräsentativ ist. (Bundesrat Herbert: Das ist ehrenwert von den Herren, aber nicht repräsentativ!) – Oh ja! Weil vor zehn Jahren war das … Schauen Sie, Herr Bundesrat! Hören Sie ein bisschen zu und regen sich dann auf! (Heiterkeit bei der SPÖ. – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Herbert.)

Vor zehn Jahren war das nämlich der Fall, und seit zehn Jahren ist es im Großraum Wien gang und gäbe, dass das so passiert, und immer mehr gleichgeschlechtliche Paare … (Bundesrat Herbert: Deswegen ist es aber nicht normal!) – Was ist „normal“? – Entschuldigung! Dieses „normal“ gibt es nicht. Menschen, die dem gleichen Geschlecht angehört und zusammengelebt haben, hat es vor 1 000 Jahren gegeben, vor 500 Jahren gegeben und wird es in 500 Jahren geben. (Zwischenruf der


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