BundesratStenographisches Protokoll849. Sitzung / Seite 113

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nicht verlieren, aber trotz dessen an der Politik der Freiheitlichen nicht anstreifen. – Danke. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

15.23


Vizepräsidentin Inge Posch-Gruska: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bun-desrat Ing. Bock. – Bitte. (Bundesrätin Mühlwerth: Ich habe gar nicht gewusst, dass wir im Europaparlament für eine Mehrheit sorgen sollen! Das ist mir neu! – Bundesrat Krusche: Man lernt nie aus! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 


15.24.16

Bundesrat Ing. Hans-Peter Bock (SPÖ, Tirol): Geschätzte Frau Bundesministerin! Geschätzte Frau Präsidentin! Geschätzte, liebe Kolleginnen und Kollegen! Bevor ich auf meine Vorredner und auf die zwischen Bund und Ländern beabsichtigte Artikel-15a-Vereinbarung eingehe, ein Versuch, jene, die ständig gegen Asylwerber, Zuwan­derer und gegen alle Fremden wettern, daran zu erinnern, dass auch unsere Vorfahren auswandern mussten (Bundesrat Herbert: Aus Afrika vielleicht?): Wenn ich in die Telefonbücher von Wien, auf die Namenslisten österreichischer Abgeordneter und Funktionäre aller Parteien, auch jener von der FPÖ, schaue (Bundesrat Novak: Fußballer!), so muss ich viele Personen mit Hintergrund feststellen, Migrationshinter­grund feststellen. (Bundesrätin Mühlwerth: Das kann man ja gar nicht vergleichen! – Bundesrat Meißl: Wenn Asylwerber aus Afghanistan …! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Österreich war und ist ein Land, das sich vor Ausländern – und damit meine ich nicht nur die 25 Millionen Gäste – nicht fürchtet. Österreich hat, wenn ich auf politischer Ebene an Bruno Kreisky oder an die Familie Daniel Swarovski denke – bei den Wirt­schaftsunternehmen –, denke ich, von diesen Zuwanderern auch profitiert. (Zwischen­ruf des Bundesrates Krusche.)

Ich darf alle daran erinnern, dass viele Menschen aus verschiedenen Gründen Öster­reich zeitlich begrenzt oder auch ganz verlassen und der Heimat den Rücken kehren mussten. Vor 150 Jahren, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind viele aufgrund unserer wirtschaftlich schlechten Lage – wir konnten unsere Menschen, unsere Fami­lien mit unseren landwirtschaftlichen Betrieben nicht mehr ernähren – nach Südame­rika ausgewandert. Es war nicht der Krieg, es war die Not, die dazu führte, dass Menschen, die noch nie weiter als 20 Kilometer von zu Hause weg waren, ihre Heimat verlassen mussten. Ich denke, ihr könnt euch vorstellen, wie sich diese Menschen gefühlt haben, wochenlang auf einem Schiff, eine Reise ohne Rückkehr in ein neues Land mit einer Sprache, die man nicht kannte.

Bis 1922, also noch nicht einmal vor hundert Jahren, mussten die Kinder aus dem Tiroler Oberland ins Schwabenland. Auch in dieser Zeit konnten wir unsere Familien nicht selbst ernähren. Einige Jahrzehnte: Jedes Jahr, jedes Frühjahr zu Fuß über den Arlberg, im Allgäu auf den Markt, da wurden die Kinder den einzelnen, meist landwirt­schaftlichen Betrieben zugeteilt. Sodann hatten sie den ganzen Sommer und den Herbst gegen Kost und Unterkunft als Kinder in diesen Betrieben gearbeitet. Vor dem ersten Schnee zu Fuß wieder zurück in die Heimat, manchmal gab es sogar als Belohnung ein paar Schuhe dafür.

Auch in den Dreißigerjahren mussten wieder viele die Heimat verlassen. Einige wurden politisch verfolgt; viele mussten aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verlassen.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich möchte daran erinnern, dass unsere Eltern und Großeltern mit viel Fleiß, aber auch mit großer Hilfe aus dem Ausland unser Öster­reich wiederaufgebaut haben; ja, so aufgebaut haben, dass uns heute sehr viele um unser Land beneiden. Unsere Errungenschaften im Bereich des Gesundheitswesens,


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