BundesratStenographisches Protokoll849. Sitzung / Seite 201

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vorn haben – by the way, Frau Zwazl, das tut auch der Wirtschaft gut! – Danke. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

21.06

Präsident Gottfried Kneifel: Herr Bundesrat Jenewein ist als Nächster zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

21.06.49

Bundesrat Hans-Jörg Jenewein (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Es freut mich ganz besonders, dass ich nach dem Kollegen Schennach sprechen darf; es ist dann immer eine gute Aura am Rednerpult. (Allgemeine Heiterkeit. – Bundesrat Schennach: Na schau!)

Herr Präsident, wir werden diesem Antrag selbstverständlich gerne zustimmen. Ich möchte aber doch die Gelegenheit nicht verstreichen lassen – ich will nicht beckmes­sern –, ein paar durchaus kritische Anmerkungen zu machen, denn man sollte nicht dem Glauben anheimfallen, dass die Digitalisierung und der damit einhergehende Internetzentrismus das Allheilmittel für all unsere Probleme sein können und werden.

Fakt ist natürlich, dass der digitale Wandel quer durch unsere Gesellschaft Platz gegriffen hat. Das führt aber auch zu einer merklichen Beschleunigung, und es war nicht umsonst Professor Habermas – der steht Ihnen wahrscheinlich politisch weit näher als mir –, der vor Kurzem erst gefordert hat, dass wir auch wieder eine Ent­schleu­nigung brauchen. Damit hat er durchaus recht.

Wir brauchen eine zeitliche Entschleunigung, denn die Probleme, die wir heute haben – die haben wir in Form von steigenden Burn-out-Raten nämlich auch in der Wirtschaft –, hängen nicht zuletzt auch mit dieser digitalen Beschleunigung zusammen, die wir seit rund einem Vierteljahrhundert erleben.

Es gibt einen sehr interessanten Mann, der hiezu weitreichende Forschungen betrie­ben hat – das ist Herr Evgeny Morozov. Er hat zwei Bücher zu diesem Thema geschrieben, das letzte, das erschienen ist, hat den Titel „Smarte neue Welt“. Er disku­tiert darin unseren Technikglauben. Ich nehme mich da gar nicht aus; es gibt kaum eine technische Neuerung, der ich nicht offen gegenüberstehe, und dann, wenn es irgendwelche schnelleren Datenraten gibt, braucht man natürlich das entsprechende Telefon, um das auch nutzen zu können. Man darf nicht vergessen, dass das natürlich ein Teufelskreis ist.

Wir schreiben heute gerade dem Internet, den Onlinemedien und Social Media – wie es so schön heißt – soziale Eigenschaften zu, vergessen dabei aber, dass die nicht vom Himmel gefallen sind, sondern dass die in einer sozialen Welt von Menschen geschaffen und von Menschen erdacht wurden. Wenn es aber so weit kommt, dass uns Twitter oder Facebook erklären, was heute noch als privat und was nicht als privat zu gelten hat – die Debatte hatten wir heute schon –, dann möchte ich – was höchst selten vorkommt – einen ehemaligen Grünen-Bundesrat zitieren. Ich rede vom Herrn Kollegen Schreuder, mit dem mich nicht sonderlich viel verbindet, der bei diesen Debatten aber immer etwas sehr Wichtiges gesagt hat, nämlich dass das, was uns heute fehlt, schon auch ist, dass gerade junge Menschen überhaupt keine Medien­kompetenz mit auf den Weg bekommen haben.

Ich sehe das selbst: Ich habe selbst drei Töchter, zwei davon sind mittlerweile fleißige Handy- und Internetnutzerinnen. Die wachsen damit auf, das ist keine Frage. (Bundesrat Schennach: Trotz des Vaters!) Natürlich, trotz des Vaters!

Ich habe für mich immer in Anspruch genommen, dass ich mich in diesen Dingen und gerade bei technischen Neuerungen recht gut auskenne. Das ist kein Wunder, ich bin mit diesen Dingen auch groß geworden. Mein erster PC war ein 386er. Das ist dann


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