BundesratStenographisches Protokoll851. Sitzung / Seite 23

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So gesehen ist viel zu tun. Ich darf noch einmal festhalten, dass Salzburg ein starkes Bundesland ist, auch andere, auch Kärnten ist stark, mit manchen Schwächen, wie wir wissen. Das gilt aber auch für andere, da sollten wir nichts schönreden. Die jetzt aktu­elle Diskussion rund um die Hypo, wird dieses Schelling-Angebot halten oder nicht, ist eine Sorge, die wir alle haben. Das Problem ist generell, dass falsche Entscheidungen am Finanzmarkt global, europäisch und auch in Österreich getroffen wurden. Da müssen wir eines zur Kenntnis nehmen: Es gibt nicht nur die Hypo, es gibt auch die Volksbanken und die Kommunalkredit, die sind ja in Wahrheit um nichts besser. Nur sind sie halt nicht so politisch und gerade nicht in Kärnten. Das heißt, die Gewinne werden nach Mailand geschickt, wenn wir von der Bank Austria reden, und die Pensionskosten darf der österreichische Steuerzahler berappen. Es geschieht ja heute nichts Besseres.

In diesem Sinne, Herr Landeshauptmann, wünsche ich dir und deinem Bundesland alles Gute und hoffe, dass Österreich bald die gleichen Arbeitsmarktzahlen wie Salzburg hat. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

9.57


Präsident Josef Saller: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Dr. Reiter. Ich erteile es ihr.

 


9.57.35

Bundesrätin Dr. Heidelinde Reiter (Grüne, Salzburg): Herr Präsident! Herr Landes­hauptmann! Herr Minister! Werte Kollegen und Kolleginnen! Werte Zuseher an den Fernsehschirmen! Nach so einer Rede ist von mir jetzt die Tour de Force gefragt durch die gesamte Politlandschaft von Hypo bis Arbeitslosigkeit, also durch all unsere Prob­leme. Nein, das werde ich nicht tun. Ich möchte zum Beginn etwas zurückkehren und etwas ausholen und in dieser Frage vielleicht noch ein anderes Licht einschalten.

Salzburg gehört erst seit 200 Jahren zu Österreich, etwas, das wir eben heuer feiern. Was feiern wir damit eigentlich? Den Verlust unserer Unabhängigkeit? Es ist so weit gegangen, dass bei der Anton-Wallner-Gedenkfeier mein Mann bemerkt hat: Wir feiern 200 Jahre Besetzung durch Österreich? (Heiterkeit.)

Tatsache ist, dass der Fürsterzbischof 1800 geflohen ist, dass dieser Flucht oder die­sem Verlassen Salzburgs sehr unruhige Jahre folgten, mit einem fünfmaligen Wechsel der kompletten politischen Konstruktion, auch der Größe. Um bis zu zwei Drittel hat sich die Größe dieses Gebildes in wenigen Jahren immer wieder geändert. Das ging so weit, dass zwei Mönche – das ist auch ein Teil der Ausstellung – von St. Peter nach Rom gegangen und dort zwei Jahre geblieben sind, das Herzogtum Salzburg verlas­sen haben und als Bayern zurückgekehrt sind.

Bezeichnenderweise haben die Feierlichkeiten zu dem Jubiläumsjahr mit einer Anton-Wallner-Gedächtnisfeier begonnen. Anton Wallner ist unser Andreas Hofer. Sein Kampf würde, übertragen auf heutige Verhältnisse, vielleicht von einigen als terroris­tisch eingestuft werden. Er scheiterte nicht militärisch, sondern am grünen Tisch. Er hat gegen Napoleon gekämpft. Es ist aber schwer zu sagen, ob er für Österreich oder für Salzburg gekämpft hat, wo sein Stand, der Bauernstand, übrigens nie in der Landschaft vertreten war, im Gegensatz zu Tirol und Kärnten. Die Bauern wurden in Salzburg nur einmal kurz geduldet bei den Landtagen, mussten aber stehen, durften sich nicht einmal niedersetzen. Aber unabhängig davon waren bei der Feier auch die damaligen Feinde mit großen Abordnungen vertreten, die Bayern und die Südtiroler.

Die Salzburger Sache konnte am Wiener Kongress gar nicht entschieden werden, sondern erst im Mai 1816 kam es zum Münchner Abkommen, und wir wurden öster­reichisch, mit bedeutenden Gebietsverlusten, die Salzach war plötzlich ein Grenzfluss


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