BundesratStenographisches Protokoll853. Sitzung / Seite 21

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Seitenteilen, oder ob er doch Zaun genannt werden darf, und ähnliche Nebensäch­lichkeiten mehr. (Bundesrat Mayer: Zeitgenössischer Zaun!)

Das wären die wesentlichen Dinge, über die wir uns unterhalten sollten, und ich denke, dass Sie als Kanzleramtsminister dafür nicht ganz unzuständig sind!

Für Kunst und Kultur interessieren sich die Leute gerne dann, wenn alle anderen Probleme einigermaßen gelöst sind oder man das Gefühl hat, dass sie einer Lösung zugeführt werden. Aber solange das nicht passiert, wird man, glaube ich, mit dem Thema Kunst nicht wirklich einen Blumentopf gewinnen. Daher würde ich sagen: Nehmen wir uns zuerst einmal die ganz wichtigen Dinge vor und unterhalten wir uns dann gerne auch über Kunst – aber erst danach und nicht so quasi nach dem Motto: Ich leg’ alles andere weg, mach’ weiter wie bisher!

Das Kunstthema ist ein schönes Thema und durchaus auch ein wichtiges Thema, aber es lenkt halt von allem anderen, was im Moment tatsächlich im Brennpunkt steht, ab. Daher sagen wir, das Thema für diese heutige Aktuelle Stunde ist aus unserer Sicht einfach falsch gewählt. (Beifall bei der FPÖ.)

9.30


Präsident Josef Saller: Als Nächste zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Mag. Schreyer. – Bitte.

 


9.30.52

Bundesrätin Mag. Nicole Schreyer (Grüne, Tirol): Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Minister! Sehr geehrte ZuhörerInnen hier und zu Hause vor dem Bildschirm! Gleich­behandlung, Mobilität und Vermittlung in der zeitgenössischen Kunst als Thema der heutigen Aktuellen Stunde lassen sehr viel Spielraum zu. Ich habe mir das Thema Gleichbehandlung im Film herausgesucht, das den zeitgenössischen Film natürlich miteinschließt. Kollegin Grimling ist vorhin schon darauf eingegangen, ich werde auch noch auf ein paar Punkte dazu zu sprechen kommen.

Im Vergleich zu vielen anderen Branchen ist gerade im Kunst- und Kulturbereich die Gleichbehandlung – Gott sei Dank! – in den meisten Bereichen schon sehr gut um­gesetzt. Ich rede von den meisten Bereichen, und das impliziert ja auch schon, dass es noch Bereiche gibt, wo Aufholbedarf besteht, und das ist einerseits im Bereich der E-Musik der Fall und andererseits eben im Bereich Film. Filmfördergelder werden bis jetzt nicht gendergerecht verteilt. Die österreichische Filmbranche ist generell und auch traditionell sehr stark männlich dominiert. Wir kennen das auch aus anderen Studien­richtungen: obwohl – auch im Bereich Film seit ungefähr zehn Jahren – gleich viele Männer wie Frauen studieren, sind weit weniger Frauen als Männer dann auch in führenden Positionen, in starken Positionen tätig; so auch in der Filmbranche.

Ich habe ein paar Zahlen, Daten und Fakten, um das ganze Dilemma ein bisschen auf­zuzeigen. Es gibt im Moment zum Beispiel überhaupt nur eine Professorin an der Wiener Filmakademie, alle künstlerischen Professuren sind schon lange von Männern besetzt. Es gibt nur sehr wenige heimische Produktionsfirmen, die von Frauen geleitet werden; wir reden da wirklich von einem kleinen, einstelligen Prozentsatz. Es fehlen festgeschriebene Quoten in wichtigen Entscheidungsgremien. Generell arbeiten in der Filmbranche schon sehr viele Frauen, aber eben trotz guter Ausbildung nur sehr wenige als Produzentinnen oder Regisseurinnen. Der FC Gloria – das ist eine seit 2010 existierende Interessenvertretung von und für Frauen in der Filmbranche – hat auf­gezeigt, dass bis jetzt etwa nur ein Viertel der gesamten Filmförderung in Österreich – das sind jährlich rund 55 Millionen € – an weibliche Filmschaffende vergeben wird.

Ich zitiere jetzt diese Zahlen vom FC Gloria, weil es nämlich genau solche Erhebungen seitens des Ministeriums nicht gibt, und das ist einfach ein sehr großes Defizit. Die


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