BundesratStenographisches Protokoll853. Sitzung / Seite 154

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Vizepräsident Mag. Ernst Gödl: Frau Bundesministerin Dr. Oberhauser gelangt als Nächste zu Wort. – Bitte.

 


17.09.00

Bundesministerin für Gesundheit Dr. Sabine Oberhauser, MAS: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Diesen Schritt vorzuziehen, war ein Versuch, ein bisschen Luft aus diesem Drucksystem, dass wir keine Ärztinnen und Ärzte für das Land finden, zu nehmen.

Es gab ein Gespräch mit dem Kollegen Mödlhammer und es gab mehrere Petitionen, woraufhin wir dann gesagt haben: Versuchen wir, diesen Teil herauszunehmen. Wir haben die Frage der Medikamentenversorgung im ländlichen Bereich in einem weit größeren Rahmen – gemeinsam mit dem Primärversorgungsgesetz – sozusagen in der Schublade.

Lassen Sie mich klar sagen: Für uns gilt immer noch, dass die öffentliche Apotheke den Vorrang vor der Hausapotheke hat. Warum? – Man muss sechs Jahre lang Phar­mazie studieren, ist dann nach dem Aspirantenjahr, glaube ich, fünf Jahre lang ange­stellter Apotheker in einer Apotheke, bevor man als Apotheker oder Apothekerin selbständig arbeiten kann. Das ist ein hoch qualifizierter Beruf. Das können Ärztinnen und Ärzte in der Endausprägung nicht leisten. Es wäre völlig fatal, zu sagen, das Pulverl verkauft dann der Doktor.

Ich glaube, dass wir eine Mischung brauchen. Das, was Sie geschildert haben, ist die Frage: Wenn ich mit meiner Mama oder mit meinen Kindern zum Arzt fahre, muss ich dann noch in die nächste Apotheke weiterfahren? – Für Notfallmedikamente oder für solche Medikamente wie Antibiotika, die man laufend braucht, ist das eine gescheite Geschichte, wenn das beim Arzt vorrätig ist. Aber die meisten von Ihnen kennen wahrscheinlich die Hausapotheken und wissen, wie klein dort oft das Depot ist und wie groß im Gegensatz dazu das Angebot an verschiedensten Medikamenten in der öffentlichen Apotheke ist. Was wir gemeinsam mit Apothekern und Ärzten in Planung haben, ist die Frage der Filialapotheke, die Frage der Zustellung. Das heißt, dass man, wenn man beim Arzt etwas verschrieben bekommt, das telefonisch bestellt und die Apotheke das liefert.

Das ist ein umfassendes Paket, das wir gemeinsam mit, sage ich einmal, der Frage der Neustrukturierung oder Weiterstrukturierung der Primärversorgung bei uns in der Schublade haben und das wir auch gemeinsam mit der Apotheker- und Ärztekammer verhandeln.

Uns ist es prinzipiell wirklich darum gegangen, einfach einmal zu schauen, dass wir die Luft aus dem System herausholen. Ist es wirklich die Hausapotheke, die die Ärztinnen und Ärzte auf das Land bringt? – Ich glaube es nicht. Ich glaube, es sind viele Dinge – es ist ja angeklungen –, die Ärzte daran hindern, auf das Land zu gehen.

Oft wissen sie nicht, wie man sich selbstständig macht. Es wird zwar immer wieder gepriesen, dass der Arzt ein freier Beruf, ein selbständiger Beruf sei, aber im Studium lernt man dazu relativ wenig. Die Ärztekammer, sage ich, hätte da eine große Verpflichtung, auch in der Frage der Ausbildung zu schauen, dass auch wirtschaftlich ein Fundament gelegt wird. Das heißt, dass die auch wissen, was sie brauchen, wie man die Steuern macht, wie das funktioniert, wie man kalkulieren muss und wie viel man einnehmen muss, um die Miete zu bezahlen. Das heißt, es geht um all diese Dinge. Das wird ein Mix sein. In der Lehrpraxis haben wir schon nachgezogen, das heißt, die Lehrpraxis wird erhöht. Wir hoffen, dass wir damit auch attraktivieren, dass viele dann sagen: Okay, das gefällt mir doch ganz gut, das ist besser, als in das Spital zu gehen. – Das heißt, es wird im Prinzip multifaktoriell sein.

 


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