BundesratStenographisches Protokoll855. Sitzung / Seite 82

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in Österreich keinem jungen Menschen empfehlen, sich in der Gastronomie selbst­ständig zu machen.‘“ Das sagt ein sehr bekannter Gastronom. Das sind einfach auch die Rahmenbedingungen, unter denen Österreichs Tourismus stattfindet; daher haben wir diese zu verbessern.

Wenn wir uns über 80 Cent mehr Ertrag in der Kasse freuen und trotzdem nur 50 Prozent, jeder zweite Betrieb, schwarze Zahlen schreibt, dann haben wir ein strukturelles Problem, und daran ist zu arbeiten.

Frau Kollegin Reiter hat es angesprochen: Es sind ja nur mehr McBilligjobs, die wir im Tourismus mit diesen Deckungsbeiträgen haben können, da geht ja die Kurve dann wieder hinunter. Früher war das anders. Ich kann mich gut erinnern, in meiner Jugend sind die Saisonarbeiter im Winter aus Tirol mit vollen Geldsäcken nach Kärnten zurückgekehrt. Heute geht keiner mehr hin, weil er nichts verdient. Ich möchte, dass im Tourismus hohe Leistung auch wieder hoch bezahlt werden kann. Das wird aber nur der Fall sein, Herr Kollege Poglitsch, wenn man nicht ständig hinhaut, sondern wenn man Zahlen analysiert, um einen Beitrag zu leisten, wo wir besser werden können. (Zwischenruf der Bundesrätin Junker.) – Das ist kein Schlechtreden! Du hast von mir kein Wort gehört, dass ich einen österreichischen Tourismusunternehmer oder den Tourismus als solchen in seiner Wertigkeit schlechtgeredet habe.

Ich habe schon als Tourismusreferent in Kärnten – wir haben uns damals unter den schwierigen Rahmenbedingungen mühselig geplagt – versucht, alles zu tun. Ich sage nur: Ausbau Radwegenetz. – Heute kann man darauf fahren, weil ich als Straßen­baureferent zwölf Jahre fleißig Radwege gebaut habe.

Daher: Ja zum Tourismus, aber die Rahmenbedingungen für die touristischen Unter­neh­mer in Österreich müssen auch im Interesse der Arbeitnehmer verbessert werden.

Zu den Ausführungen des Kollegen aus Osttirol: Da kann ich alles unterstreichen. Man kann Tourismus so sanft streicheln, dass er nicht mehr stattfindet. Wir müssen die Balance zwischen Natur und Tourismus finden, das heißt, Natur nicht benutzen und abnutzen, aber sie kreativ und erfolgreich nutzen. Das muss auch die Aufgabe hin­sichtlich Tourismus und Natur sein. – So gesehen: Ein klares Ja zum Tourismus!

Herr Kollege Poglitsch, diese Versuche, immer von hinten sozusagen ein kleines Foul zu machen, das ist ja schon deine alte Masche. Ich höre, was du draußen bei den Unternehmern sagst, nämlich etwas ganz anderes. Genau bei den Problemen, die ich hier artikuliere, schreit ihr alle mit der Wirtschaftskammer mit – da kann ich dir viele Zitate vorlegen –, und hier herinnen wird alles schöngeredet.

Ich will nichts schlechtreden, aber ich will auch dort, wo es Probleme gibt, diese massiv aufzeigen, damit wir im Interesse einer starken Wirtschafts- und Tourismusentwicklung in Österreich vorwärtskommen und nicht so scheitern wie unsere Kicker in Frankreich. (Beifall bei der FPÖ.)

13.09


Vizepräsident Mag. Ernst Gödl: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Bitte, Herr Bundesrat Poglitsch.

 


13.10.01

Bundesrat Christian Poglitsch (ÖVP, Kärnten): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich will das nicht unnötig in die Länge ziehen, aber eines unterscheidet uns grundsätzlich, lieber Gerhard Dörfler: Du warst nie Touristiker! Ich bin nach wie vor leidenschaftlicher Touristiker. (Bundesrat Dörfler: Ich war 15 Jahre lang Brauerei-Geschäftsführer!) Ich kenne die Probleme ganz genau. Es wird dir aber


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