BundesratStenographisches Protokoll855. Sitzung / Seite 169

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Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten stellt nach Beratung der Vorlage am 28. Juni 2016 mit Stimmenmehrheit den Antrag, den vorliegenden Bericht des Natio­nalrates zur Kenntnis zu nehmen.

 


Präsident Josef Saller: Ich danke für den Bericht.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Ing. Köck. – Bitte.

 


18.52.31

Bundesrat Ing. Eduard Köck (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Die Gelder für Entwicklungszusammenarbeit werden sehr oft kritisiert, sie würden nur in korrupten Kanäle versickern und nicht dort hinkommen, wo sie hinkommen sollen; deshalb möchte ich einmal ein paar konkrete Beispiele aufzeigen.

Die Kleinmolkerei in Dédougou, einer Stadt im westlichen Burkina Faso, ist ein noch sehr junges Unternehmen und besteht erst seit dem Jahr 2012. Sie sammelt Milch von den Rinderzüchtern, verarbeitet sie zu pasteurisierter Milch, Joghurt und Käse. In den örtlichen Geschäften ist die Nachfrage nach diesen Produkten sehr groß. Die Molkerei ist die erste in der ärmsten Region des Landes, sie hat zehn feste Beschäftigte, vier MilchsammlerInnen, 20 Verkäuferinnen, und zehn Rinderzüchter liefern zur Molkerei.

Hamadou Diakité ist ein älterer Rinderzüchter und einer der Zulieferer der Molkerei. Früher musste er lange und weit zu Fuß gehen, um seine Milch zu verkaufen. Jetzt verkauft er an diese Molkerei: Jeden Tag verkaufe ich 20 Liter um 6 000 Francs, erzählt er stolz. – Das ist ein beachtliches Einkommen in dieser Region, er konnte sich damit eine Brille kaufen und kann sich die Schulkosten für seine Kinder leisten.

Mariam Boly, eine Angestellte der Molkerei, verwendet ihr Gehalt für die Schule der Kinder und für medizinische Versorgung. Sogar ein paar Ersparnisse kann sie damit anlegen. Sie sagt: Meine Kolleginnen und ich haben uns neue Fahrräder gekauft, und wir müssen unsere Ehemänner nicht immer um Geld für unseren persönlichen Bedarf fragen. Wir geben ihnen sogar etwas Taschengeld, und sie wertschätzen uns jetzt mehr. – Das ist durchaus nachahmenswert, auch in unserer Region. – Die Kleinmol­kerei hat uns wirklich aus unserer chronischen Armut befreit.

Es werden auch viele Kleinkredite vergeben, um Kuhherden aufzubauen. Die Molkerei ist eine Initiative einer lokalen Bauernvereinigung und wurde mit einer Förderung des Regionalentwicklungsprogramms, einem Programm des Regionalrates, ins Leben gerufen.

Mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit half dieses Programm vielen derartigen Initiativen, die sich rasch positiv auf das Leben der beteiligten Gemeinden auswirkten. Mit dieser Hilfe können wir die wirkliche Armut in unserer Gemeinde bekämpfen, sagt der Bürgermeister von Sono, einer der ländlichen Gemeinden, die das Programm unterstützt.

Der Regionalentwicklungsfonds erweist sich in der Tat als gut funktionierendes Instru­ment für Ernährungssicherung, Einkommensschaffung und nachhaltige Wirtschaftsent­wick­lung auf lokaler Ebene. Die Nachhaltigkeit ist durch die leicht zu bewältigende Größe der Projekte und die Kapazitätenentwicklung für alle Akteure sichergestellt, aber auch durch Umweltschutz, den die Behörden in der Region sich angesichts des Klimawandels überzeugt zu eigen machen.

Es gibt viele weitere Beispiele: Projekte zur Verbesserung der Geflügelzucht, der Fischverarbeitung, das Gemüseanbaus. Das Programm finanziert auch Infrastruktur­projekte, und überdies verstärkt das Regionalentwicklungsprogramm die Dezentralisie­rung auf regionaler und Gemeindeebene.

 


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