BundesratStenographisches Protokoll863. Sitzung / Seite 158

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und auch Fragen mit sich bringen, die ausdiskutiert und evaluiert werden müssen, und das wird auch bei dieser Ganztagsschule selbstverständlich geschehen.

Ja, auch ich bin für das Grundwissen, ich bin (in Richtung FPÖ) voll deiner Meinung. Es ist nur die Frage: Wie lange brauche ich für dieses Grundwissen? – Einige, die Ta­lente haben, werden kürzer brauchen, die anderen werden ein bisschen länger brau­chen, und deswegen ist dieses ganztägige Schulsystem so wichtig, weil man den Schü­lern und Schülerinnen einfach mehr Zeit in der Schule gibt, die absolut keine Zwangs­schule ist, das muss ich euch ehrlich und wahr sagen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Stögmüller.)

Der zweite Punkt: Das, was vor 20 oder 30 Jahren gut war, ist jetzt nicht schlecht, aber es ist nicht mehr aktuell, weil ich ganz einfach glaube, dass sich die Gesellschaft ge­ändert hat. Die Gesellschaft stellt andere Anforderungen an unser Schulsystem, wie auch die Wirtschaft ganz einfach andere Anforderungen an unser Schulsystem stellt, und darauf müssen wir Antworten geben. Wie oft bin ich schon hier am Rednerpult ge­standen und habe gesagt: Vereinbarkeit von Familie und Beruf!

Elisabeth Grimling hat darauf hingewiesen: Bildung fängt bei den Kinderbetreuungsein­richtungen an, auch da fordern und haben wir ganztägige Kinderbetreuungseinrichtun­gen. Ein ganztägiges Schulsystem ist nichts Negatives. (Beifall bei der SPÖ.)

Grantig – ich war auch grantig, weil ich das einfach nicht habe erklären können, aber neh­men, nützen und sehen wir diese ganztägige Schulform als Chance, als Konsequenz auf das Ergebnis der PISA-Studie – das wäre doch einmal ein Anfang –, und dann wer­den wir sehen, wie sich das entwickelt. Vielleicht sind wir in zwei, drei Jahren so weit, dass wir sagen: Super war es, das ist es!

Der nächste Punkt, der für mich als Lehrerin so wichtig ist: Ich kann mich noch gut da­ran erinnern, als wir vor zehn Jahren in meiner Schule vom Frontalunterricht zum offe­nen Unterricht umgestiegen sind und der Lehrer und die Lehrerin nicht mehr diejenigen waren, die frontal unterrichtet haben, sondern ganz einfach zu den Schülerinnen und Schülern gesagt haben: Liebe Schüler und Schülerinnen, die besten Schüler, die liebs­ten Schüler der ganzen Welt, macht doch selber, tut euch im Team zusammen und ver­sucht, die Themen selbständig zu erarbeiten!

Ich muss euch sagen, die Leistung war und ist famos. Ich bin so stolz auf diese Leis­tungen meiner Schüler und Schülerinnen und muss euch sagen: Ich lerne so viel von ihnen, wir sind gegenseitig eine Bereicherung, und darauf kommt es mir an. (Beifall bei der SPÖ.)

Es geht nicht um Zwang – überhaupt nicht. Also ich sehe das nicht als Zwang, ich sehe das als Spaß, als Freude, als Teamfähigkeitsentwicklung – was ja normalerweise ein so­zialer Aspekt ist, etwas, worauf wir stolz sein müssen und das wir auch fördern müs­sen –: gemeinsam Hausaufgaben zu machen, gemeinsam zu Mittag zu essen, gemein­sam zu spielen, gemeinsame Freizeitgestaltung zu planen. Das kann ja bitte nichts Ne­gatives sein. (Bundesrätin Mühlwerth: Es kann aber auch nichts Negatives sein, bei der Familie zu sein!) – Absolut nicht, überhaupt nicht! Das sage ich ja nicht! Die Ganz­tagsschule nimmt dir ja nichts weg. Sie hat für mich einen Mehrwert. Du hast eine an­dere Meinung, und ich habe eine andere Meinung, und sie nimmt auf keinen Fall den Eltern das Recht auf Erziehungsarbeit. – Ich sehe das nicht!

Ich sehe diese Ganztagsschule ganz einfach: Sie bedeutet, den Schülern mehr Zeit zu geben, den Lehrern mehr Zeit zu geben, um Talente zu erkennen, sie zu fördern, sie zu unterstützen, den Schwächeren – und das ist ja auch diese Chancengleichheit – die Chance zu geben, praktisch den ganzen Tag denselben Input zu bekommen, ohne viel Geld für Nachhilfe ausgeben zu müssen.

 


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