BundesratStenographisches Protokoll866. Sitzung / Seite 178

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parlamentarische Anfrage gerichtet, und da zeigte sich auch ganz klar, dass wir eine ex­trem hohe Drop-out-Rate haben. In Oberösterreich begannen 10 291 Lehrlinge zwi­schen 2008 und 2016 mit der Lehre mit Matura, abgemeldet haben sich 4 044 noch während der Ausbildungszeit. Das sind 40 Prozent Drop-out. Abgeschlossen haben die Lehre mit Matura ungefähr 758 Personen in acht Jahren, das sind knappe 7 Prozent.

Ich weiß natürlich, dass die Zahl etwas höher sein kann, weil sich nicht alle rückmel­den, aber dann sind es halt 10 Prozent. Das ist meiner Ansicht nach trotzdem eine noch viel zu niedrige Zahl, denn ich glaube, dass damit extrem viel Potenzial verloren geht. Auf die Jugendlichen kommen natürlich viele Belastungen zu: am Tag in der Gas­tronomie arbeiten, Tischler und Friseur sein und dann abends drei Stunden Abendkurs Mathematik. Für viele Jugendliche wiederholt sich auch vieles in den Kursen, weil sie das schon parallel in den Berufsschulen gelernt haben.

Ich glaube, man muss an den Berufsschulen ein Konzept der Lehrpläne erarbeiten und gemeinsam an einer Bildungsdurchlässigkeit arbeiten, denn die Lehrlinge haben sich das verdient.

Ansonsten kann ich dieser Novelle natürlich nur zustimmen. Ich wollte das einfach nur anmerken, weil es gut zum Thema passt. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten von ÖVP und SPÖ.)

18.13


Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann: Zu Wort gelangt Frau Bundesministerin Dr. Ham­merschmid. – Bitte.

 


18.13.41

Bundesministerin für Bildung Mag. Dr. Sonja Hammerschmid: Geschätzte Frau Prä­sidentin! Geschätzte Mitglieder des Bundesrates! Auch ich möchte noch einmal ein Plä­doyer für die Berufsreifeprüfung halten, die ja vor 20 Jahren eingeführt wurde.

Die Tragweite, glaube ich, muss man an den Zahlen erfassen: Es sind bis jetzt 40 000 Ab­solventinnen und Absolventen dieser Berufsreifeprüfung. Das zeigt schon, was hier ge­schaffen wurde. Diese Durchlässigkeit im Bildungssystem ist ganz, ganz wichtig. Die Chancengerechtigkeit geht damit einher, das ist auch keine Frage. Wir wissen alle aus unseren privaten Umfeldern, dass viele, die einmal ins Berufsleben gestartet sind, ir­gendwann einmal draufkommen: Na vielleicht braucht es doch noch eine Weiterbildungs­maßnahme, vielleicht braucht es Matura, vielleicht braucht es in Folge auch andere schu­lische Maßnahmen oder auch ein Studium, um einfach ein erfülltes Berufsleben haben zu können. Diese Maßnahmen zu setzen, sodass die Durchlässigkeit über alle Stufen hinweg, über alle Alterskohorten hinweg wirklich da ist, ist ganz, ganz wichtig. Und die Berufsreifeprüfung ist da ein ganz, ganz wesentlicher Schritt.

Es gibt also 40 000 Absolventinnen und Absolventen in 20 Jahren; ich glaube, das ist eine schöne Zahl. 2,84 Prozent ist die Quote jener, die nach der Berufsreifeprüfung an Universitäten und Fachhochschulen zu studieren begonnen haben, aber diese Rate steigt, das muss man auch klar sagen. Die Chancen werden durchwegs und zunehmend er­griffen, eine weiterführende Ausbildungsmaßnahme im tertiären Sektor zu ergreifen.

Weil die Lehre mit Matura auch Thema war: Ja, da gibt es einiges, was wir optimieren können, das ist überhaupt keine Frage, es wurde vor einigen Jahren damit begonnen. Wir haben jetzt aktuell rund 10 000 Studierende in der Lehre mit Matura und wir haben bis jetzt insgesamt 5 276 Absolventen. Das übersteigt jedenfalls die 10-Prozent-Gren­ze bei Weitem, aber wir haben zu hohe Drop-outs, das ist überhaupt keine Frage. Wir arbeiten sehr intensiv daran, da auch begleitend hinzuschauen: Was kann man verbes­sern? Wie kann man die Vereinbarkeit in der Doppelbelastung verbessern und durch­gängiger gestalten? – Das ist uns sehr, sehr wichtig, denn es wird zunehmend ange-


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