BundesratStenographisches Protokoll869. Sitzung / Seite 19

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Das heißt, wir haben ein Bündel an Ursachen, und wir brauchen deshalb auch ein Bündel an Maßnahmen, die denen entgegenwirken. Dazu gehören natürlich die Aus­rüstung der einzelnen Beamten genauso wie die verstärkte internationale Zusammen­arbeit; aber, auch das wurde schon erwähnt, die Versäumnisse in der Integrations­politik dürfen nicht nur als der Vergangenheit angehörig abgetan werden, als etwas, das wir in den Sechziger-, Siebzigerjahren verabsäumt haben, sondern müssen auch als ak­tuelle Herausforderung gesehen werden.

Das heißt, anstelle von Betroffenheit und sehr oft auch ohnmächtiger Wut, wo dann nur mehr reine Überwachung als Antwort kommt, bräuchte es auch in Österreich ein um­fassendes Terrorpräventionsprogramm. Und da Sie das vorhin erwähnt haben: Flücht­linge flüchten selbst vor Terror und Krieg, sind betroffen davon, und ich würde wirklich bitten, dass wir das hier in dieser Kammer auseinanderhalten und nicht in einen Topf werfen.

Gezielte polizeiliche Zusammenarbeit ist etwas, das auch wir Grüne fordern und immer gefordert haben. Wir wissen, dass Terror in Europa keine nationale Angelegenheit ist, wenn es darum geht, ihn zu beseitigen, sondern dass wir einen schnellen Informations­austausch brauchen, um über Verdachtsmomente, Risikoanlässe informiert zu sein, und zwar in ganz Europa und nicht nur in einzelnen Staaten, um auch entsprechend reagie­ren zu können.

Was wir auch brauchen, ist auf jeden Fall eine Gebrauchtwaffenabrüstung auch in Ös­terreich, ein Waffenembargo und natürlich auch Handelssanktionen beispielsweise ge­gen den IS. Wir alle wissen, dass das nur halbherzig betrieben wird. Wir alle wissen, dass wir zwar klare Forderungen haben, aber nicht wirklich dahinterstehen, wenn es um genau diese Handelssanktionen geht.

Das heißt, unsere Antwort ist nach wie vor, dass es da auf internationaler Ebene mehr Zusammenarbeit bräuchte, dass es Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen bräuch­te. Das Staatsschutzgesetz – und da komme ich zu unserer Kritik, die schon erwähnt wor­den ist – greift für uns zu kurz.

Die reine Überwachung, und das wissen wir aus Erfahrung, führt nicht dazu, dass wir genau diese Terrorangriffe vermeiden können, sondern – da gebe ich Kollegen Schö­dinger schon recht – es geht um Prävention, es geht um Investition, es geht um Zusam­menarbeit, um Schulungen und Sensibilisierung und auch und vor allem um das Abho­len von Jugendlichen in einem sehr sensiblen Alter, in dem sie auch für genau das, was wir in letzter Konsequenz bekämpfen wollen, abholbar sind.

Dass Kollege Herbert in Richtung Polizeistaat plädiert, wird von uns klarerweise nur wenig Unterstützung finden. (Bundesrat Herbert: Wo habe ich das gesagt? – Bundes­rat Samt: Nicht aufgepasst!) Und ja, wir sind nach wie vor der Meinung, dass die reine Überwachung nicht ausreicht und dass dieses Staatsschutzgesetz, dem Datenschutz und Rechtsschutz geopfert wurden, aus unserer Sicht nicht dazu führen wird, dass Ös­terreich sicher wird. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

10.02


Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann: Für eine Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Inneres; auch seine Redezeit soll 10 Minuten nicht über­schreiten. – Bitte, Herr Minister.

 


10.02.42

Bundesminister für Inneres Mag. Wolfgang Sobotka: Sehr geehrte Frau Präsiden­tin! Hohes Haus! Werte Mitglieder des Bundesrates! Es ist schon sehr viel an Fakten­lage referiert worden. Ich denke, es stimmt das Wort des Philosophen und auch Psy­chiaters Karl Jaspers, der gemeint hat: Es gibt keine Freiheit, um die Freiheit zu zer­stören. Wir haben, was die Frage der Radikalisierung betrifft, Gefährder sehr stark im


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