BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 24

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Präsident Edgar Mayer: Für eine erste Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich die Frau Bundesministerin für Gesundheit und Frauen. Auch Ihre Redezeit soll 10 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Minister.

 


9.52.37

Bundesministerin für Gesundheit und Frauen Dr. Pamela Rendi-Wagner, MSc: Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesrätinnen und Bundesräte! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist ein wichtiges Thema, das heute angesprochen wird: die Stärkung der ambulanten medizinischen Versorgung, und auch viele andere wichtige Themen, die Sie alle in Ihren Stellungnahmen bereits angeführt haben, gilt es, heute und auch morgen im Rahmen diverser Projekte, Maßnahmen gemeinsam mit der Sozialver­sicherung, mit den Ländern und durch uns als Bund zu verbessern und weiterzu­entwickeln.

Eines ist klar: Das Rad der Zeit dreht sich weiter. Das Rad der Zeit macht nicht halt vor unserer demografischen Entwicklung. Wenn wir uns – teilweise wurde das schon ange­sprochen – die Altersstruktur der Österreicherinnen und Österreicher anschauen, so sehen wir, dass wir – und das ist die gute Nachricht – älter werden, absolut gesehen älter werden, aber wir können – die schlechte Nachricht – die gesunde Lebenserwar­tung nicht im gleichen Ausmaß erhöhen. Es ist eine Milchmädchenrechnung, dass sich dadurch eine Differenz ergibt, die von Jahr zu Jahr größer wird. Diese Differenz ist jene Zeit, die Österreicherinnen und Österreicher mit chronischen Erkrankungen verbringen, teilweise in fortgeschrittenem Stadium und zunehmend auch mit Pflegebedürftigkeit, mit Behinderungen. Das alles sind Themen, denen wir uns im Gesundheits- und auch im Pflegesystem, im Sozialsystem als Gesellschaft und als Politik stellen müssen und denen wir uns vor längerer Zeit schon gestellt haben. Deswegen haben wir auch ein Konzept hiezu mit längerer Perspektive entworfen.

Es gibt mehr Menschen mit chronischen Erkrankungen, mehr Patienten mit Multimor­biditäten. Schauen Sie sich die älteren Leute an! Sie haben meist mehr als eine Erkran­kung oder eine Art von Beschwerden, und auch das ist eine Herausforderung, die im medizinischen Bereich und auch im Bereich der medizinischen Ausbildung mehr thematisiert werden muss.

Auch das wurde schon angesprochen: Wir haben eine besondere Entwicklung in den letzten Jahren und auch in den nächsten zehn Jahren, was den Bedarf an Ärzten und Ärztinnen in Österreich betrifft. Wir wissen, dass mehr als die Hälfte aller Haus­ärztinnen und Hausärzte bis 2025 das Pensionsantrittsalter erreichen wird; wir können daher nicht bis 2025 warten, um wirksame Gegenmaßnahmen und Projekte umzu­setzen, sondern wir müssen heute und hier gemeinsam Maßnahmen, Projekte begin­nen, um 2025 nicht in einen Ärztemangel hineinzuschlittern. Wir sind noch nicht dort, weil die Zahlen zeigen, dass die Ärztedichte, das heißt, wie viele Ärzte auf eine Person, auf einen Österreicher, auf eine Österreicherin kommen, im internationalen Vergleich sehr hoch ist.

Wir haben also eine gute ärztliche Versorgung in Österreich, und dieses Problem ist nicht nur quantitativ zu lösen; das sage ich Ihnen auch. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern da geht es um viel komplexere Themen, die wir ansprechen müssen, und genau darum geht es beim heutigen Thema der Aktuellen Stunde.

Es geht darum, dass man sich überlegen sollte, was die Bevölkerung braucht, und wir haben Umfragen vorliegen, die das gut belegen. Wenn Sie die Bevölkerung fragen, dann sagt sie an allererster Stelle, sie will längere Öffnungszeiten, eine bessere Erreichbarkeit ihrer wohnortnahen Hausärztinnen und Hausärzte. Sie will mehr Zeit im Gespräch mit ihren Ärztinnen und Ärzten, und drittens will sie nicht sinnlos durch das


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite