BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 79

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schaffen, dass diejenigen, die jahrelang einen Mantel des Schweigens über ihr Bil­dungs­defizit gelegt haben, mutig diese Chance ergreifen. Da braucht es gemeinsame politische und gesellschaftliche Anstrengungen.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, wir stehen zu 100 Prozent hinter diesem Pro­gramm, aber man muss sich schon die Frage stellen, wie es sein kann, dass in einem Bildungsland wie Österreich eine Million Österreicherinnen und Österreicher nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können. Für mich gibt es dazu eine mögliche Antwort: Wir dürfen in unserem Bildungssystem nicht nur Strukturpakete beschließen. Wir müssen vielmehr eine ehrliche inhaltliche Debatte darüber führen, was in den Schulen unterrichtet wird. Kein Kind darf die Schule verlassen, ohne rechnen, lesen und schreiben zu können.

An dieser Stelle darf ich unseren Pädagoginnen und Pädagogen für ihren uner­müd­lichen Einsatz in allen Schultypen, für ihren täglichen Einsatz für unsere Kinder und Jugendlichen ein ganz großes Dankeschön aussprechen.

Wir haben in den letzten Jahren schon einige richtige Maßnahmen gesetzt. Ich darf nur einige anführen: Wir haben die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre geschaffen, das Jugend­coaching, Förderunterricht an den Schulen. Wir wissen, wer eine Ausbildung hat, verdient mehr und findet auch dreimal schneller einen Job als jemand ohne Ausbil­dung.

Zusätzlich ist die Berufsorientierung in den Schulen wichtig, um jungen Menschen die Arbeitswelt näherzubringen. Und, auch das möchte ich an dieser Stelle anführen, auch unsere Sonderschulen legen großen Wert auf die Möglichkeit eines Pflichtschul­ab­schlus­ses und auf die Berufsorientierung in ihren Schulen.

Mit dieser Artikel-15a-Vereinbarung geben wir den Menschen eine zweite Chance. Wenn Erwachsene Verantwortung übernehmen und ihre Bildungsdefizite überwinden wollen, verdient dies unseren Respekt und vor allem unsere Unterstützung.

Abschließend möchte ich noch sagen: Natürlich unterstützen wir dieses Förderpro­gramm, weil wir den Menschen eine neue Lebensqualität geben wollen, damit sie auch in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt neu Fuß fassen können. Klar ist aber: Unser aller Ziel muss es sein, dass wir in Zukunft solche Förderprogramme nicht mehr brauchen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundesrates Stögmüller.)

13.21


Vizepräsident Mag. Ernst Gödl: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Stögmüller. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


13.21.55

Bundesrat David Stögmüller (Grüne, Oberösterreich): Wertes Präsidium! Sehr ge­ehrte Frau Ministerin – wieder einmal! Sehr geehrte Damen und Herren! Für uns Grüne ist es ganz wichtig, für alle Menschen in Österreich eine ausgezeichnete Bildung zu gewährleisten. Leider klappt das nicht immer. Wie wir schon gehört haben, gibt es knapp eine Million Menschen in Österreich, die in den Schlüsselkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen Defizite haben. Das schlägt sich natürlich auch im sozialen Leben und auf den Arbeitsmarkt nieder.

Wir Grüne können natürlich die Bemühung dieser Artikel-15a-Vereinbarung sehen, näm­lich dem entgegenzuwirken, um wirklich vielen Menschen ein besseres Berufs- und Alltagsleben zu ermöglichen. Immerhin geht es um 18 000 Menschen, die in den nächsten vier Jahren kostenlos an Bildungsangeboten im Bereich der Basisausbildung teilnehmen können, und rund 9 000 Menschen, die an Angeboten für das Nachholen des Pflichtschulabschlusses teilnehmen werden.

 


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