Sie wollen die Staatsausgaben massiv kürzen, das hören wir auch in jeder Ihrer Reden. Wie das gegenfinanziert werden soll, hören wir weniger oft. Es wird allerdings quasi mantraartig gefordert, dass bei der Mindestsicherung der Sparstift anzusetzen ist; darin sind Sie sich auch mit der FPÖ einig.
Schauen wir uns doch einmal an, was das bringen würde: Die Kosten für die Mindestsicherung in Österreich machen ein 76stel des Budgets aus, also 1,3 Prozent. Konkret beliefen sich die Ausgaben für das Jahr 2016 auf etwas mehr als 1 Milliarde €; mit dieser Milliarde werden 325 000 Erwachsene und Kinder davor bewahrt, in die Armut abzurutschen.
Ich darf nur darauf hinweisen – ein kleiner Nebenaspekt –, dass es im Übrigen genauso viel Geld ist, wie Herr Sobotka als Finanzreferent in Niederösterreich verzockt hat. (He-Ruf bei der ÖVP. – Zwischenruf des Bundesrates Pum.) Er hat mit Wohnbaugeldern spekuliert, die erhoffte Rendite hat sich nicht eingestellt, der Rechnungshof beziffert den Schaden auf etwa 1 Milliarde €, aber darüber diskutieren wir natürlich nicht. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der Grünen.)
Stattdessen wird über vermeintlich Faule geredet, und es werden Flüchtlinge attackiert. Die Flüchtlinge machen im Übrigen nicht einmal ein Drittel der MindestsicherungsbezieherInnen aus. Sie warnen auch immer wieder vor der Migration ins Sozialsystem. Der Zuzug nach Österreich gefährde den Sozialstaat, da Migrantinnen und Migranten nichts einzahlen und sofort Sozialleistungen erhalten. Tatsächlich ist das ein Märchen, denn im Jahr 2016 zahlten Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft 5,3 Milliarden € über Beiträge in das Sozialsystem ein – über Steuern auf Einkommen, Gewinne und Konsum –, doch an diese Gruppe ausbezahlt wurden lediglich 3,7 Milliarden €. Immigrantinnen und Immigranten sind also Nettozahlerinnen und -zahler und finanzieren unseren Wohlstand mit. (Bundesrat Gödl: Na, bitte!) Das lässt sich alles nachlesen, wenn man will. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)
Ein paar Worte noch zu Ihren Ressorts: Entwicklungszusammenarbeit. Sie rühmen sich ja damit, dass unter Ihrer Führung die Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit gestiegen sind. Sie sind tatsächlich leicht erhöht worden, das war auch dringend notwendig, und es war auch immer eine Forderung der SPÖ, der jahrelang nicht nachgekommen wurde. Allerdings werden die Ausgaben zur Versorgung von Asylwerbern im Inland als Entwicklungshilfegelder angerechnet. Diese Gelder decken demnach zu einem großen Teil die Flüchtlingskosten im Inland ab und fließen nicht in Projekte ins Ausland. Für jeden aus einem Entwicklungsland kommenden Studierenden wird ausgerechnet, was er einer Uni im Schnitt kostet, und auch diese Beiträge werden als Entwicklungshilfe angerechnet. (Präsident Mayer gibt das Glockenzeichen.)
Hinzu kommen Entschuldungen, die oft künstlich aufgeblasen sind, damit sie größer wirken. Auf solche Posten entfallen drei Viertel von Österreichs Entwicklungsleistungen abseits der Beiträge an internationale Organisationen, also nicht auf Hilfe vor Ort – und von dem angestrebten 0,7-Prozent-Ziel sind wir trotzdem noch weit entfernt.
Präsident Edgar Mayer: Bitte kommen Sie zum Schlusssatz!
Bundesrätin Mag. Susanne Kurz (fortsetzend): Herr Bundesminister, es gibt noch einige Themen, die ich gerne mit Ihnen besprochen hätte, zum Beispiel Afrika und wofür Sie sich da einsetzen, auch andere Themen, die ebenfalls wichtig sind. Leider muss ich jetzt meine Rede beenden (Zwischenruf des Bundesrates Brunner), erwarte mir von Ihnen aber Maßnahmen, wenn es um Asyl und Migration geht, die den Menschen wirklich helfen, damit sie eben nicht zur Migration gezwungen sind. Ich erwarte mir keine Maßnahmen wie die Neugestaltung des Asylsystems, das in keinster Weise dem Asylsystem der Genfer Konvention entspricht. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
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