BundesratStenographisches Protokoll890. Sitzung, 890. Sitzung des Bundesrates am 14. März 2019 / Seite 83

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(Bundesrat Samt: Wir werden sicher gut zuhören!) – sehr gut! –, liegt dann vor, wenn der Staat einen Teil der Verwaltung jenen Personen überträgt, die unmittelbares Inter­esse daran haben. Meine Damen und Herren, ich glaube, das ist das Wichtigste und dafür sollten wir auch arbeiten: für unsere Menschen in Österreich. – Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

13.39


Präsident Ingo Appé: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Christoph Steiner. Ich erteile dieses. (Uh-Rufe bei der SPÖ. – Bundesrätin Mühlwerth: Viel Feind’, viel Ehr’! – Bun­desrat Steiner – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ja, viel Feind’, viel Ehr’, stimmt!)


13.39.58

Bundesrat Christoph Steiner (FPÖ, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Frau Minister! Liebe Zuseherinnen und Zuseher! Kollegen Bundesräte! Es ist schon eine sehr, sehr sonderbare Diskussion vonseiten der SPÖ, also fast schon ein bisschen Ka­barett.

Worum geht es denn eigentlich? – Seit 2004 gibt es die e-card in Österreich. Zumin­dest solange ich für mich selbst zuständig bin, besitze ich diese e-card, und ich weiß, genauso lange diskutieren wir schon darüber, ob wir auf die e-card ein Foto geben oder nicht. Jetzt haben wir das Jahr 2019, und die SPÖ will noch ein bisschen disku­tieren, so nach dem Motto: Wenn ich nicht mehr weiterweiß, bilde ich einen sozialisti­schen Sitzkreis. – Nein, mit uns nicht, Genossinnen und Genossen, wir setzen um! Danke, Frau Minister. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Das „Profil“ schrieb ja schon im Jahr 2015, dass sich der jährliche Schaden beim
e-card-Betrug auf circa 30 Millionen Euro beläuft, und ich glaube, die Zeitschrift „Profil“ kommt nicht in Verdacht, ein freiheitliches Parteiorgan oder Parteimedium zu sein. Und genau darum geht es heute: Es geht darum, die dreisten Missbrauchsfälle, die den ös­terreichischen Versicherten jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeld kosten, endlich zu beenden. Wir machen das System sicher gegen Missbrauch. Und mit der Systemsi­cherung geht auch ein enormer Mehrwert für Patienten und Ärzte einher: Sicherheit für den Arzt – wen behandle ich gerade, wer sitzt gerade vor mir? –, Sicherheit im Hinblick auf eine eventuell erforderliche medikamentöse Behandlung; und mit Sicherheit wird der unerlaubten Weitergabe an Nichtversicherte und Dritte ein Riegel vorgeschoben.

200 000 e-cards werden jedes Jahr gestohlen oder verloren; circa 163 000 werden verloren und 33 000 werden gestohlen. Von 2010 bis 2016 wurden 530 000 e-cards als gestohlen gemeldet; nur weiß man halt nicht, ob der Mustafa, der Mohammed, die Ay­büke oder die Aysegül oder wer auch immer die Karte wirklich verloren hat oder an ei­nen Verwandten, Bekannten oder so in der Türkei weitergegeben hat, der nun im Be­sitz der e-card ist.

Als Beispiel für das, was ich jetzt gerade erwähnt habe, darf ich euch kurz einen Fall aus Tirol näherbringen: Eine türkischstämmige österreichische Staatsbürgerin, die seit zwölf Jahren in der Türkei lebt, reiste regelmäßig mehrmals im Jahr mit ihrer Mutter nach Tirol, um sie dort auf Kosten der versicherten Tiroler und der versicherten Öster­reicher behandeln zu lassen. Dieser Fall alleine kostete den Steuerzahler und den Ver­sicherten in Österreich satte 50 000 Euro! Allein einer jungen Ärztin ist es zu verdan­ken, dass dieser wirklich schamlose Betrug aufgefallen ist, weil sie genauer hinge­schaut hat als ihre anderen Kollegen.

Dies ist nur ein einziger Fall, der den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hat. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele Fälle es gibt, die nicht an die Öffentlichkeit kommen, und wie viele uns auslachen und diese Lücke im System genauso schamlos ausnützen wie diese Türkin, die geradezu Behandlungstourismus in Österreich betrieben hat. (Beifall bei der FPÖ und bei BundesrätInnen der ÖVP.)

 


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