Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 585

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Diese Direktvermarktung hat viele Betriebsführer vor dem Nebenerwerb bewahrt. Sie haben sich auf diese Weise ein sehr gutes Einkommen geschaffen. Von diesen Betrieben, meine sehr verehrten Damen und Herren, hört man eigentlich keine Klagen, höchstens, daß sie mit der Produktion ihrer Köstlichkeiten kaum nachkommen. Ich weiß natürlich, daß es gerade bei diesem Betriebszweig manchmal zu einem gespannten Verhältnis zu der Gastronomie kommt. Ich glaube aber, daß es zu einem friedlichen Nebeneinander, wenn nicht überhaupt zu einem harmonischen Miteinander kommen muß. Der Ausflugstourismus braucht beide Angebote. Jeder Anbieter hat seine spezielle Zielgruppe. Freunde des Mostheurigen würden sich wahrscheinlich von einem auch noch so gut geführten Gasthaus nicht angezogen fühlen, und umgekehrt ist es natürlich genauso.

Was wir dringend brauchen, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind gleiche Wettbewerbsbedingungen für beide Betriebssparten, wobei ich der Meinung bin, daß wir nicht die Bestimmungen für Mostheurige auf das teilweise schikanöse Niveau der Gewerbebestimmungen für Gastwirte anheben sollten – es sollte eher umgekehrt der Fall sein. Jede der beiden Betriebsarten ist für den Tourismus im ländlichen Raum von großer Wichtigkeit und besonderer Bedeutung. Nur wenn alle Elemente in diesem Raum zusammenwirken, sind wir attraktiv für den Gast: die Landwirtschaft, die uns die Erholungsregion fürsorglich pflegt und erhält, die Wirtschaft, die mit attraktiven Angeboten dem Gast die Chance gibt, sein Geld in der Region auszugeben. (Abg. Grabner: Und ein gutes Fleisch!) Genau. Kollege Grabner hat es wahrscheinlich schon einige Male verkostet, und er ist auch zum Fan geworden.

Die Gemeinden sind natürlich ebenfalls aufgerufen, jene Infrastruktur zu schaffen, die der Gast bei uns erwartet, und die Bevölkerung ist aufgefordert, dem Gast zu signalisieren, daß er willkommen ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wesentliches Ziel dieses Strukturanpassungsgesetzes ist es, den Wirtschaftsstandort Österreich abzusichern. Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor. Durch dieses Gesetzeswerk werden die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung geschaffen, sowohl für die Landwirtschaft wie auch für den Tourismus. (Beifall bei der ÖVP.)

13.08

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Wimmer. – Bitte.

13.08

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die österreichische Landwirtschaft ist in einem enormen Strukturwandel begriffen. Immer weniger in unserer Landwirtschaft Beschäftigte produzieren immer mehr. Sie erhöhen in Wirklichkeit von Jahr zu Jahr ihre Produktivität – eine Entwicklung, die mit der übrigen Wirtschaft Hand in Hand geht und daher auch damit vergleichbar ist.

Im Sog der gesamten Wirtschaftsentwicklung war das Jahr 1994 auch für unsere Landwirtschaft ein sehr gutes Jahr. So konnte etwa die Endproduktion um 5 Prozent – ich war ganz erstaunt, als ich die entsprechenden Unterlagen studiert habe – auf 77,3 Milliarden Schilling gesteigert werden. Gespannt wartete man nun auf die Ergebnisse des Jahres 1995, dem ersten Jahr der EU-Mitgliedschaft.

Ein paar Tage ist es her, daß dank Herrn Professor Dr. Schneider die neuen Einkommensdaten für 1995 veröffentlicht wurden. Dieser Studie ist zu entnehmen, daß die österreichischen Landwirte um rund 2,6 Prozent mehr verdienten als 1994. Dieses Ergebnis ist auf den ersten Blick sehr vielversprechend. Man muß es aber relativieren, wenn man weiß, daß im selben Zeitraum die Beschäftigungsquote um rund 5 Prozent zurückgegangen ist.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist eine sehr bittere Entwicklung, die hier aufgezeigt wird, die aber nicht so einfach bekämpft werden kann, wie es sich einige hier im Hohen Haus vorstellen. Ich meine, man macht es sich einfach zu leicht, wenn man glaubt, das Problem lösen zu können, indem man einen Entschließungsantrag einbringt und die landwirtschaftliche Standortsicherung verlangt, wie es die Freiheitlichen gemacht haben.


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