Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 443

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Der Zeitschrift des Lehrerbundes in der Steiermark konnte ich folgendes entnehmen – unter dem Titel "Ehrlich gesagt" –: Es gibt parteitaktisch Zumutbares und Unzumutbares. Es gibt diplomatisch Ausgedrücktes und Verschwiegenes. Es gibt strategisch Geschicktes und Ungeschicktes. Es gibt Information und Verheimlichung. Es gibt Politik und Wahrheit. – An uns Politikern hier im Hohen Hause wird und soll es liegen, daß Politik und Wahrheit gleichberechtigt nebeneinander stehen können und auch sollen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.42

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Onodi. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.42

Abgeordnete Heidemaria Onodi (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Hohes Haus! Kultur und auch Lernen sind der Drang, welcher in allen Menschen liegt, seine Gedanken und Begriffe auf einer der drei Ebenen darzustellen: erstens sprachlich, zweitens musikalisch und drittens in Formen oder bildlich. Alle drei Ebenen sind in Österreich hervorragend repräsentiert.

Kunst als geistige Fähigkeit soll Freude und Aufmerksamkeit für andere Menschen bringen. Da aber die Menschen in der Entwicklung ihrer geistigen Fähigkeiten sehr verschieden sind, wird es auch in der Kunst immer wieder zu verschiedenen Anschauungen kommen. Freude an der Kunst ist wohl die höchste dieser geistigen Eigenschaften, da Kunst nichts anderes ist als der Ausdruck des Menschen, ein Zeugnis seiner schon mehr oder weniger entwickelten geistigen Fähigkeiten.

Kunsterzeugnisse geben nach außen ein Bild vom Empfinden, vom Denken und vom Handeln. Je mehr diese im Losringen vom rein materiellen Genuß fortschreiten, desto vollendetere Kunstwerke wird man schaffen können. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Daher ist diesbezüglich eine finanzielle Unterstützung unbedingt notwendig! (Beifall bei der SPÖ.)

Selbstverständlich ist es auch möglich, die Kunstprodukte mit jeder Art von Sinnlichkeit zu benützen. Dann aber werden diese auf den Besucher keinen erhebenden Eindruck, sondern vielmehr einen abstoßenden hervorbringen. Nie aber werden Kunstprodukte vom Standpunkt des künstlerischen Wertes aus erreicht werden können, wenn nicht im Künstler selbst die Fähigkeit vorliegt, sich in geistige Sphären aufzuschwingen, das heißt, mit geistigem Auge zu schauen, um selbst etwas schaffen zu können. Wie er das Geschaute dann verwertet, liegt in seinem eigenen freien Willen. Jemand kann allerdings nur etwas schaffen, was er vor seinem geistigen Auge sieht. Wo sich ein Abbild befindet, muß ein geistiges Original vorhanden sein, ebenso muß dort, wo ein Schatten ist, ein Gegenstand sein, der den Schatten wirft.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! In Österreich haben wir zur Förderung der Kunst und Kultur nur einen bestimmten, begrenzten Geldtopf zur Verfügung. Selbstverständlich kann man es nicht allen Künstlern recht machen, da eben nicht alle 100prozentig nach ihren Vorstellungen gefördert werden können, auch wenn dies sehr wünschenswert wäre. Daß es bezüglich der Vergabe von Förderungen immer und ewig Diskussionen geben wird, liegt wohl in der Natur der Sache, weil alle Diskussionen nur dann ein Ende finden würden, wenn alle Menschen den höchsten Grad ihrer geistigen Fähigkeiten entwickeln könnten. Alle Kultureinrichtungen haben ihre Daseinsberechtigung, auch die marginalen Gruppen, die meistens von den Medien und anderen Stellen heftigst kritisiert werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Kultur ist aber weit mehr als diese angefeindeten Gruppen. Die Sprache wird gepflegt in der Literatur, im Theater, in den Zeitungen, in den Büchern und in den Schulen. Die Musik findet ihren Ausdruck in der Oper, in Konzertsälen, im Radio und im Fernsehen, natürlich auch in den Musikschulen, auf allen möglichen Festen und Veranstaltungen. Und die bildende Kunst zeigt sich nicht nur in den Skulpturen und Plastiken, sondern auch in den hervorragenden Bauten unseres Landes, in der Architektur, in der


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite