Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 444

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Errichtung öffentlicher Bauten aller Art und so weiter. (Abgeordnete der ÖVP sprechen in den Bankreihen miteinander.)

Kultur schließt aber auch ...

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Entschuldigen Sie, ich darf darauf aufmerksam machen, daß die Frau Abgeordnete sehr tapfer gegen den hohen Lärmpegel ankämpft! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

Abgeordnete Heidemaria Onodi (fortsetzend): Sehr geehrte Damen und Herren! Kultur schließt aber auch die Gesprächskultur mit ein. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Jetzt bitte ich um Entschuldigung, daß ich unterbrochen habe. (Heiterkeit. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Haben Sie das mit dem Präsidenten abgesprochen?)

Abgeordnete Heidemaria Onodi (fortsetzend): Sie sehen, meine Damen und Herren, Hohes Haus, daß wir uns im Kulturbegriff viel zu sehr begrenzen ließen. Kultur ist mehr als bösartige Kritik. Lassen wir uns nicht davon anstecken! Haben wir die Großartigkeit unserer Kultur im allgemeinen und im besonderen immer im Auge, sonst verlieren wir sie! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

14.47

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Tichy-Schreder. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.47

Abgeordnete Ingrid Tichy-Schreder (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Nach der Kultur, Frau Abgeordnete Onodi, komme ich zu einem anderen Bereich, und zwar zur Lehrausbildung, die uns schon einige Tage in mehreren Beiträgen beschäftigt hat.

Was mich am Koalitionsabkommen für den Bildungsbereich besonders freut, ist der Umstand, daß die Förderung der Lehrausbildung darin ausdrücklich festgeschrieben wurde. In den kommenden Jahren ist es höchst an der Zeit, dieses verbale Bekenntnis mit Inhalten, mit entsprechenden Maßnahmen zu füllen (Abg. Haigermoser: Wie schauen die aus?) , denn die aktuelle Entwicklung im Bereich der dualen Ausbildung, um die uns sehr viele Länder beneiden, gibt Anlaß zur Sorge.

So ist in den letzten zehn Jahren die Zahl der Lehrlinge wie auch die Zahl der Lehrbetriebe rasant, und zwar um ein Viertel, zurückgegangen. 1995 standen nur noch 123 377 junge Menschen in 40 359 Betrieben in Ausbildung. (Abg. Haigermoser: Sind Sie nicht Obmann des Wirtschaftsausschusses?)

Das Lehrstellenangebot weist zwar grundsätzlich eine ausgeglichene Bilanz auf, jedoch mit starken regionalen und lehrberufsbezogenen Disparitäten. In Wien etwa – so wird vom Arbeitsmarktservice bekundet – steuere man auf eine mittlere Katastrophe zu. Auf 104 offene Lehrstellen kamen in der Bundeshauptstadt Ende März 452 Lehrstellensuchende. Man merkt, daß jetzt in Wien eine Aktion gestartet worden ist, in deren Rahmen man die Lehrausbildung besonders fördert. Man muß diese Entwicklung beobachten – ich freue mich, daß diese gemeinsame Aktion zustande gekommen ist –, und man muß außerdem beobachten, was bei einer Förderaktion dieser Art herauskommt.

Die Zahl der beim Arbeitsmarktservice gemeldeten offenen Lehrstellen in Österreich hat sich binnen der letzten fünf Jahre mehr als halbiert, etwa von 28 116 angebotenen Stellen im Juni 1990 auf 12 498 Stellen im Vergleichsmonat 1995.

Aber wo liegen nun die Probleme? – Zum einen gewiß in der bildungspolitischen Entwicklung, die die Lehre in Konkurrenz zu den anderen Ausbildungswegen – oft genug auch kundgetan in der veröffentlichten Meinung – fälschlicherweise als nachrangig einstuft. Zum anderen sind aber vielen Betrieben der finanzielle Aufwand – Österreichs Unternehmen geben jährlich immerhin


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