Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 52. Sitzung / Seite 131

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Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ing. Langthaler. – Bitte, Frau Abgeordnete.

16.18

Abgeordnete Ing. Monika Langthaler (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich habe es jetzt natürlich etwas schwer. Nachdem die Besitzerin von zwei Diskotheken, Herr Puttinger als Besitzer des größten Gasthauses in Salzburg – 1 000 Plätze, habe ich mir sagen lassen, hat er –, Herr Mag. Peter als Besitzer eines berühmten Hotels gesprochen haben, muß ich da jetzt auftreten als ganz simpler Gast. Ich habe keine Diskothek, ich habe kein Restaurant, ich habe kein Hotel (Zwischenrufe bei der SPÖ. – Abg. Haigermoser: Mit zwei Monatsgehältern eines Abgeordneten bekommen Sie ein Gasthaus!), aber ich könnte diese Debatte vielleicht ein bißchen mit der Perspektive befruchten, wie es einem Gast in Österreich geht.

Soll ich mich nun vertrauensvoll der Gastlichkeit des Herrn Puttinger überantworten oder mich in Richtung Gastlichkeit des Liberalen Forums wenden? (Zwischenrufe.) Nein, aber ein Aspekt dieses Themas geht tatsächlich in allen Ihren Wortmeldungen unter, die engagiert von allen Seiten kommen, denn da geht es natürlich auch ein bißchen um die diversen Eigeninteressen der hier Sprechenden. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Nein, überhaupt nicht. Nein, wir sprechen hier ganz allgemein über den Tourismus, aber eine Gruppe geht in der Diskussion tatsächlich völlig unter, obwohl das die Leute sind, die bei Ihnen das Geld ausgeben sollen, nämlich die Gäste.

Vielleicht sollten Sie sich wirklich einmal fragen, warum denn die Nächtigungszahlen tatsächlich zurückgehen und warum es besonders viele Österreicher derzeit vorziehen, im Ausland Urlaub zu machen.

Natürlich gibt es externe Faktoren, die auch der Tourismusminister nicht beeinflussen kann, wie zum Beispiel das Wetter, aber auch eine sehr starke Verbilligung im Bereich des Verkehrs, enorm billige Flugreisen, Flugpauschalreisen, Wechselkursänderungen bei Lira und Dollar, die es natürlich attraktiver machen, in diesen Ländern Urlaub zu machen. Ein Faktor, der bisher leider überhaupt noch nicht zur Debatte stand, hat jedoch etwas mit dem angeblich so großen Charme der Österreicher zu tun, mit der "enormen" Gastfreundlichkeit der Österreicher.

Ich könnte Ihnen unzählige Beispiele dafür liefern. Ich habe oft in Österreich, aber oft auch in anderen Ländern Urlaub gemacht, aber die wirklich unangenehmsten Erlebnisse habe ich meistens tatsächlich hier in diesem Land gehabt, vor allem dann, wenn man Freunde zu Besuch hat, die nicht die deutsche Sprache sprechen und vielleicht nicht genau und sofort wissen, was sie bestellen sollen oder was sie wollen. Da ist es mit dem österreichischen Charme und mit der Gastfreundlichkeit nicht so weit her! (Abg. Dr. Haselsteiner: Leute, die verdächtig ausschauen!) Richtig! Jemand, der vielleicht auch noch ausländisch ausschaut – das ist immer ein ganz schlimmer Faktor! (Abg. Haigermoser: Sie lächeln immer! Sie wären gut beim Servieren!)

Diese Faktoren werden hier überhaupt nicht berücksichtigt. Die Freundlichkeit in Österreich ist tatsächlich ein Faktor. Man darf nicht vergessen, daß das wirklich Dienstleistungsunternehmen sind, die eigentlich in erster Linie für die Touristen, für die Gäste dasein sollten! Mit diesem Thema sollten Sie sich wirklich ein bißchen mehr beschäftigen, dann würden Sie vielleicht draufkommen, daß das einer der möglichen Gründe ist, weshalb gerade viele Österreicherinnen und Österreicher die Möglichkeit nutzen, jetzt billiger ins Ausland zu fahren und dort Urlaub zu machen! (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Das ist nicht der Grund? (Abg. Dr. Partik-Pablé: Es heißt ohnehin schon überall: Hackfleisch und Eisbein mit Sauerkohl!) Das mag sein, daß man vielleicht "Schlagsahne" statt "Schlagobers" sagt, aber ich finde, bei der Freundlichkeit passen wir uns weniger an.

Wir haben das auch im Ausschuß diskutiert. Ich versuche immer, das ein bißchen auch aus dieser Perspektive in die Debatte einzubringen, weil natürlich bei einem Hotelbesitzer oder einer Diskothekenbesitzerin die Schwerpunkte anders gelagert sind, ich aber tatsächlich glaube, daß die Bedürfnisse der Gäste dabei ziemlich unterbelichtet bleiben und dies ein Problem ist, das mit Sicherheit nicht das Hohe Haus und schon gar nicht der Wirtschaftsminister werden lösen


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