Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 21

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Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Frau Bundesministerin! In der Begabungsforschung wurden in den letzten Jahren viele Begabungsbegriffe entwickelt, die weit über den Begriff der kognitiven Begabung, die mittels Intelligenzquotient meßbar ist, hinausgehen. Ich nenne nur emotionale, soziale und musische Begabung, die oftmals – wenn auch nicht immer – in der Schule zu kurz kommen. Welchen Begabungsbegriff legen Sie Ihren Anstrengungen auf Unterrichtsebene zugrunde?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte sehr.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Ich glaube, wir müssen alle Arten von Begabungen fördern. Wer besonders leicht oder besonders gut lernt, soll in weiteren Kursen zusätzliche Angebote erhalten oder soll eine Klasse überspringen können. Gerade in der Schule muß Platz sein, organisatorische oder soziale Begabungen besonders zu fördern. Eine Straffung der Lehrpläne mit einer Einteilung in Kern- und Erweiterungsbereiche eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, diesen Begabungen in der Schule zum Durchbruch zu verhelfen. Ich denke auch an Projektarbeiten. Wer eine besondere soziale Begabung hat, eine Begabung, mit Menschen zu reden, kann Aufgaben in diesem Bereich übernehmen. Es ist sehr wichtig, auch diese Begabungen in der Schule zu fördern.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke schön. – Frau Kollegin Klara Motter, bitte.

Abgeordnete Klara Motter (Liberales Forum): Frau Bundesministerin! Ich kenne die Diskussion über die neue Privatschule "Sir Karl Popper Schule" nur aus den Medien. In dieser Diskussion erblicke ich eine starke Verunsicherung der Eltern, die ihre Kinder dort angemeldet haben oder anmelden wollen. Können Sie mir den heutigen Stand der Diskussion auf den Ebenen des Wiener Stadtschulrates und Ihrer Tätigkeit darlegen?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte sehr.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Dazu muß ich feststellen, daß ich in den Gremien des Stadtschulrates Wien nicht vertreten bin und dorthin auch keine Kontakte habe. Ich weiß genausoviel, wie in den Zeitungen zu lesen ist. Ich kann dazu nur feststellen, daß mir vom Stadtschulrat in Wien keine Anträge vorgelegt wurden. Der Stadtschulrat ist die erste Behörde, die erste Instanz, die derartige Anträge bearbeiten müßte.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke schön. – Kollege Dr. Antoni, bitte.

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Frau Bundesministerin! Sie haben umfassend dargestellt, welche Maßnahmen beziehungsweise welche zusätzlichen Maßnahmen Sie in der Begabtenförderung vorsehen. Das ist für uns Sozialdemokraten durchaus ausreichend. Ich erlaube mir daher die Frage: Welche weiteren und zusätzlichen Maßnahmen planen Sie, um benachteiligten Kindern noch mehr zu helfen, als das derzeit der Fall ist?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Ich habe bereits in meiner Antwort auf die Frage, wie die 5 000 Jugendlichen, die den Hauptschulabschluß nicht erreichen, diesen nachholen können – das sind ja die benachteiligten Jugendlichen – , klar gesagt, daß wir ein Bündel an Maßnahmen vorgesehen haben. Ich glaube, die Schule muß ein ausgewogenes Angebot machen. Sie muß die Benachteiligten im Auge behalten; für diese gibt es, wenn sie sonderpädagogischen Förderbedarf haben, eigene Lehrkräfte oder das Teamteaching, all die Möglichkeiten, die wir im Rahmen der letzten Schulorganisationsgesetz-Novelle besprochen haben. Für diejenigen, die den Hauptschulabschluß nicht haben, gibt es die Möglichkeit des zehnten Schuljahres. Daneben aber muß es auch die Begabtenförderung geben.

Man sollte nicht das eine gegen das andere ausspielen, sondern man muß in differenzierten Angeboten den verschiedenen Fähigkeiten, den verschiedenen Anlagen der jungen Menschen gerecht werden.


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