Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 50

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

gleiche Kompetenz wie vom Lehrer selbst. Die Methodenpluralität ist angesprochen worden. Er möchte Schüler und Eltern fragen, ob der Lehrer praxisorientiert unterrichtet. Das kommt mir ungefähr so vor, wie wenn die Ärzte von der Krankenkasse aufgefordert würden, ihren Patienten einen Berichtsbogen in die Hand zu geben, damit diese beurteilen, ob nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft diagnostiziert wurde. Wenn das Resultat der Auswertung der Bögen schlecht ist, bekommt der Arzt seinen Kassenvertrag nicht mehr. – Also so kann man doch mit der Kompetenz von Lehrern nicht umgehen, wobei das Moment, daß wir bei der großen Bewerberzahl und bei der geringen Zahl von Stellen ein Auswahlkriterium finden müssen, nicht in Frage gestellt werden soll. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben jetzt schon genügend Möglichkeiten, eine vernünftige Lehrerauswahl zu treffen. Wir haben die Kompetenz der Vorgesetzten, sprich Direktoren, wir haben die pädagogischen Konferenzen. Nützen wir die vorhandenen Möglichkeiten, um zu einer guten Lehrerauswahl und zu einem guten Lehrer-Feedback zu kommen, und gehen wir nicht auf populistische Fallen, Vorschläge von einzelnen Schulpolitikern ein, machen wir die Schule nicht schlecht, sondern besetzen wir im Sinne des lebenslangen Lernens das Lernen und Weiterkommen positiv. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP und des Abg. Dr. Antoni. )

11.27

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Schöggl. – Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort. Redezeitbeschränkung: 8 Minuten.

11.27

Abgeordneter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Kollege Öllinger hat vorhin gesagt – es war zwar sarkastisch gemeint –, das österreichische Bildungswesen stehe gemeinsam mit dem deutschen Bildungswesen einzigartig als Relikt da. Ich muß sagen: Gott sei Dank! Wir müssen uns bemühen, dieses Schulwesen noch zu verbessern, wobei jede Nivellierung nach unten im Grunde von der Wurzel weg zu verhindern ist. Die Orientierung muß nach vorne, nach oben gehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Zum Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige: Ich persönlich habe vor den Mitbürgern, die neben ihrer beruflichen Belastung eine derartige Ausbildung anstreben, sehr hohe Achtung und großen Respekt. Ich habe auch beruflich bereits mit vielen Absolventen dieser Schule zu tun gehabt. Ich glaube, daß diese Leute sehr motiviert sind und sich wirklich mit viel persönlichem Engagement dieser Ausbildung unterziehen und dadurch eine Qualifikation in Kombination mit ihrem Beruf haben, die sie auch für die Wirtschaft sehr gut verwendbar und einsetzbar macht.

Ich möchte aber sagen, was diese Schule auf keinen Fall sein darf und sein soll – es hat auch ein Elternverein entsprechende Bedenken formuliert –: Diese Schule darf kein bequemer Parkplatz und keine Auffangstation für nichtberufstätige Schulabbrecher oder auch Langzeitarbeitslose sein, die dort keine Leistung erbringen und sich nicht einer Ausbildung unterziehen, sondern sich entsprechend über die Runden bringen wollen, denn dann ist auch der pädagogische Erfolg gefährdet.

Wir sind auch überzeugt davon, daß bei dem Bemühen, auf die besondere Situation der Schüler, die in diesem Gesetz zwar Studierende genannt werden, einzugehen, in einigen Punkten über das Ziel hinausgeschossen wird. Ein Punkt ist, daß man mit drei Nichtgenügend noch aufsteigen darf. Ich glaube, daß man damit dem Auszubildenden keinen guten Dienst erweist, weil er einen Stau an Stoff, den er zu bewältigen hat, mit in das nächste Semester nimmt, er dann ein Frustrationserlebnis hat und vor einer Fülle von unbewältigtem Stoff steht und daher eher scheitert, als wenn man ihm frühzeitig seine Grenze zeigt und ihn dazu bringt, früher zu wiederholen.

Darum bringe ich folgenden Abänderungsantrag ein:


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite