Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 22. Sitzung / Seite 167

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Silhavy. ) Wenn diese Sanktionen bleiben sollten, wird das nicht ohne Auswirkung auf die personelle Dotierung des Außenamtes bleiben können.

Hohes Haus! Vor diesem Hintergrund wäre es lächerlich, die Erschütterung der europäischen Einigungsbestrebungen auf frühere Äußerungen eines heutigen Landeshauptmannes zurückzuführen und ein allfälliges gemeinsames Auftreten aller vier im Nationalrat vertretenen Parteien auf diesen Äußerungen aufbauen zu wollen. Ich füge durchaus an die Adresse der eigenen Partei gerichtet hinzu: Auch wir sollten darauf verzichten, im Rahmen solcher Manifestationen das besagte Stockholmer Abendessen weiter zu hinterfragen. (Abg. Dr. Khol: Das wirklich nicht!)

Hohes Haus! Es geht um weit mehr als um Österreichs nationale Interessen. Österreich ist zum Testfall für Europa geworden. Es dürfte bekannt sein, dass ich seit vielen Jahren in Wort und Schrift für die Einigung Europas kämpfe. Diese Generation erlebt nicht mehr und nicht weniger als den Versuch einer Verwirklichung des tausendjährigen Traumes vom Reich, der Verwirklichung einer Friedensordnung für ganz Europa – ohne Gewalt und ohne einen einzelnen Usurpator, sondern auf friedlichem Weg und auf Basis der Gleichrangigkeit aller Mitgliedstaaten.

Hohes Haus! Als einfaches Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses möchte ich mir erlauben, die von Abgeordnetem Spindelegger ausgesprochene und von der Frau Bundesministerin wiederholte Einladung ebenfalls zu wiederholen, und zwar durch gemeinsame Manifestationen unserer Verantwortung für Europa gerecht zu werden, aber auf Wegen, die der Würde und der Selbstachtung des österreichischen Volkes entsprechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Ein Wort noch an die Opposition: Meine Damen und Herren von der Opposition! Gerade wenn Sie, wie Sie vielfach betont haben, der Meinung sind, der Fortbestand der Sanktionen liege nur im Interesse der Regierungsparteien, dann müsste es Ihnen umso leichter fallen, an einer Beendigung der Sanktionen konstruktiv mitzuwirken! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Herr Präsident! Falls ich noch 1 Minute Redezeit habe, erlauben Sie mir, diesem Abend durch Anführung einer wahren Anekdote einen versöhnlicheren Ausgang zu geben. Das ist eine Anekdote, die der Vorstand der Wiener Philharmoniker, Clemens Hellsberg, vor kurzem im privaten Kreis erzählt hat, eine wahre Anekdote:

Während des Ersten Weltkriegs, 1916/17, wurde beschlossen, eine Friedensmission zu unternehmen, initiiert vom damaligen Außenministerium, wobei die Wiener Philharmoniker auf eine Tournee in die Schweiz geschickt wurden. Die Friedensmission blieb nicht ohne unschöne Zwischentöne. Der Auftakt erfolgte in Zürich und verlief programmgemäß – die Musiker wurden von Publikum und Presse lebhaft akklamiert. Es folgten Bern, Luzern und Lausanne. Der nächste Tag holte aber die Beteiligten auf den Boden der Realität zurück: Wegen deutsch- und österreichfeindlicher Kundgebungen untersagte der Stadtrat von Genf, von drei Seiten von französischem Territorium eingeschlossen, das dort für den 7. Juli vorgesehene Konzert der Philharmoniker, und das Orchester gab stattdessen eine außerplanmäßige Vorstellung in Bern.

Und nun kommt es: Am 9. Juli störten in Neuchâtel drei Belgier zu Beginn durch Pfiffe. Sie wurden aber vom demonstrativen Applaus des peinlich entrüsteten Publikums übertrumpft und anschließend durch (ab hier ahmt der Redner Schweizerdeutsch nach) die Sanitätsbehörden "disziplinarisch mit zehn Tagen Arrest bestraft".

Ich bewundere den Weitblick jener drei Belgier, dass sie damals schon vorausahnend gewusst haben, dass man für eine spätere Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei vorüben muss. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

20.39

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Fischl. – Bitte.

20.40

Abgeordneter Harald Fischl (Freiheitliche): Herr Präsident! Verehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Herr Kollege Bruckmann! Ich muss Ihnen ein Kompliment für


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