Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 29. Sitzung / Seite 218

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Ihre Kollegen an der Universität mit Schmunzeln, aber nicht mit Überraschung hören. (Abg. Dr. Khol: Ja, ja!)  – Gut.

Was uns doch fehlt, sind nachvollziehbare Mängelkataloge, die richtungweisend sein könnten, wenn es darum geht, Handlungen so oder so zu setzen. Die Fragen, warum und wozu es Universitäten gibt, worin ihre Aufgaben und Ziele bestehen, wurden eigentlich nie sehr gründlich behandelt, wobei daran niemand von jenen, die auf der Regierungsbank sitzen, schuld ist; das ist über Jahrzehnte hinweg so gegangen. Die Aufgaben der Universität wurden nie präzisiert, und Differenzierungen zu anderen tertiären Bildungseinrichtungen waren eher mickrig.

In Zeiten der Budgetverknappung aber neigt man jetzt natürlich dazu, Unterschiede zu machen und sich zu fragen, was Ballast oder Luxus ist, nur – Sie werden mir nicht Recht geben –: Ich habe meine Zweifel, ob diese Entscheidung, was Ballast oder Luxus und was Notwendigkeit oder schneller Nutzen ist, immer richtig getroffen wird. Ich würde mich nicht unbedingt auf sie verlassen.

Nun ein Allerletztes – Sie werden sich wundern, weil Sie wahrscheinlich meinen, es gehöre nicht hierher, aber ich sage es trotzdem –: Weltweit – und ich habe mir einige Zeitschriften angesehen – zirkulieren 80 Prozent des Kapitals in 24 Ländern. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt 200 Dollar in Uganda, 39 800 Dollar in Luxemburg. Die Lebenserwartung beträgt 42 Jahre in Uganda, 80 Jahre in Japan. Laut "Business Week" ist das durchschnittliche Gehalt einer Führungskraft 326-mal höher als jenes einer Fabrikarbeiterin, und die 225 reichsten Menschen der Erde verfügen über mehr Vermögen als die ärmsten 47 Prozent der Bevölkerung, und das sind 2,5 Milliarden Menschen.

Im Universitäts-Organisationsgesetz steht: Universitäten sind aufgerufen, verantwortlich zur Lösung der Probleme der Menschheit und zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft beizutragen.

Mit gutem Grund finde ich in allen Reformen und allen Papieren zu diesen Reformen kein Sterbenswörtchen über dieses so hehre und nicht blauäugige Ziel. Für mich ist das ein Grund, Sie noch einmal aufzufordern, nachzudenken und nicht allem zuzustimmen, was am Reißbrett konzipiert wurde. – Danke. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Dr. Khol: Die Wissenschaft und ihre Lehre sind frei! Das merkt man beim Grünewald!)

23.17

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Dipl.-Ing. Schöggl. – Bitte.

23.17

Abgeordneter Dipl.-Ing. Leopold Schöggl (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Minister! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Wissenschaftsdebatten sind anscheinend immer ein bisschen ermüdend. Ich werde versuchen, da ein bisschen Stimmung hereinzubringen.

Sehr geehrter Herr Kollege Niederwieser! Die Repräsentanten, die dann den Rat für Forschung und Technologie bilden werden, werden sich sicherlich dafür bedanken, mit den Mäuslein verglichen zu werden, die Sie dem kreißenden Berg entlockt haben.

Was Ihren Antrag, die Privatisierungserlöse faktisch zweckzuwidmen, betrifft, so ist darin sicherlich vieles von unserem Gedankengut enthalten. Wir werden das unterstützen, aber: Es gibt ein Regierungsprogramm, in dem das festgelegt ist, und es gibt auch eine Zusage, dass Privatisierungserlöse für Wissenschaft und Forschung zweckgewidmet werden. Und wissen Sie, warum? – Weil diese Regierung erkannt hat, dass die Ergebnisse von Forschung und Entwicklung die Arbeitsplätze von morgen sind. So ist es, so einfach sind diese Zusammenhänge zu erklären, und darum wird es auch Geld für Wissenschaft und Forschung geben! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Niederwieser: Der Beweis ist bisher ausgeblieben! Der Beweis ist noch nicht da!)


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