Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 72

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Diese Aussagen liegen auf dem Tisch. Wir haben das Volumen der Stipendien erhöht: 450 Millionen Schilling. Wenn sich jemand der Mühe unterziehen und schauen würde, ab wann, ab welcher Höhe des Familieneinkommens eine Familie, ein Elternteil – Vater oder Mutter – ein Stipendium für ihr Kind bekommt, dann würde man relativ zufrieden sein. Natürlich gibt es immer eine Steigerung. Das heißt, die Feststellung des Ausschusses, auf Grund des Familieneinkommens muss kein Mädchen, kein Bursch, keine junge Frau, kein junger Mann das Studium streichen, ist richtig. Wir haben für all diese Fälle vorgesorgt.

Lassen Sie mich noch beim spezifischen Moment geschlechtsspezifischer Zugang und Etablierung von Frauen an Universitäten bleiben! Ich habe die Broschüre der Universität Wien zur Hand genommen, die den Studienbeginn im Studienjahr 2000/2001 analysiert. Erfreulich ist, dass in allen Fakultäten – bis auf die wirtschaftswissenschaftliche – bei den Studienbeginnern die Frauen vorne liegen. Sie zeigt aber auch, dass auch bei den AbsolventInnen – nicht nur die Beginner, auch die Absolventen und Absolventinnen – eindeutig die Frauen die Nase vorn haben. Das heißt, auch da – wieder bis auf Wirtschaftswissenschaften – liegen die Frauen im Abschluss vorne. Das betrifft die Naturwissenschaften, die Geisteswissenschaften, die Human- und Sozialwissenschaften, die Rechtswissenschaften und die Medizin. Wir müssen uns also den Kopf darüber zerbrechen – so wie es Vizerektorin Moser im Begleitbrief schreibt –, dass die bisherigen auch von den bisherigen Wissenschaftsministern und davor etablierten Förderinstrumente offenbar noch nicht ausreichen.

Das heißt, ich freue mich, dass die jetzigen, die gegenwärtig etablierten Instrumente im Universitätsgesetz festgeschrieben sind, aber der Auftrag geht an uns alle, zu überlegen, warum Frauen keine Wissenschafterinnenkarrieren wählen. Offenbar sind sie durch ihre Doppelorientierung von einem offensiven Karriereplan abgelenkt. Warum trauen sie sich in die Männerwelt Wissenschaft nicht in dem Maße, wie das junge Männer tun? Hier gilt es, hineinzuarbeiten und nicht zu sagen, es seien die Studienbeiträge der Grund, der die Frauen hindere, an die Universitäten zu gehen.

Übrigens: Wohlfahrt und Sturn sind darüber aufgeklärt worden, nicht zuletzt von Höllinger und durch die Daten des Ministeriums, dass die Mädchen nicht in einem höheren Maße als ordentliche Studierende vom Studium ferngeblieben sind, so wie es von ihnen versuchsweise artikuliert wurde. Im Gegenteil: An den Kunstuniversitäten gibt es unter den Studienanfängern 5 Prozent mehr Mädchen in Relation zu den Burschen und an den wissenschaftlichen Universitäten ein halbes Prozent mehr. Die Universität Innsbruck muss man sich im Sinne einer soliden Analyse gesondert anschauen.

Meine Damen und Herren! Ich komme zum Schluss und möchte zusammenfassen: Es ist von Kollegem Niederwieser bedingt richtig gestellt worden, was er mit "Söldner" gemeint hat. Ich meine, wir sollten solche Bilder erst gar nicht gebrauchen, dann haben wir auch nicht die Pflicht, etwas richtig zu stellen. So wie der Nürnberger Trichter längst nicht mehr in den Schulen existiert und der berieselnde Frontalunterricht nicht die Norm ist, so ist auch das Anbieten eines Studienwarenkorbs, an dem Studierende nur vorbeigehen mögen, hineingreifen und sich um viele Dollars sozusagen die Ware Studium und Wissen herausholen, nicht Wirklichkeit. Es geht in der Universität um Teamarbeit, es wird durch Leistungsvereinbarungen noch stärker der Teamgedanke in den Staff, in das wissenschaftliche Personal, in die Professorenschaft einkehren. Es wird weiter an den engagierten Lehrerinnen und Lehrern in den Schulen liegen, einen modernen Unterricht zu machen, mit und ohne Laptop. Das hat uns die PISA-Studie und das haben uns OECD-Studien bewiesen. Wir sollten in dieser Zeit den Studierenden und den Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern Mut machen, das Studienjahr noch konstruktiv und dynamisch zu vollenden und sich durch gute Studien eher beflügeln zu lassen, anstatt sie demotivierend zu kommentieren. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

11.33

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grünewald zu Wort gemeldet. – Bitte.


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