Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 25

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Es wäre auch gut und wichtig, wenn die Europäische Union deutlicher als bisher diese Einigkeit im politischen Bereich, und zwar nicht nur bei ihren Aussagen, sondern auch bei ihren Hand­lun­gen, zeigen würde. Die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik darf es nicht nur auf dem Papier geben. Es ist notwendig, dass wir ein positives Krisenmanagement nicht nur in klei­ne­ren Einheiten, wie etwa in Mazedonien, zeigen, sondern dass auch bei den großen Krisen, die den Weltfrieden gefährden, Europa mit einer Stimme spricht, Europa mit einer Vertretung der europäischen Staaten, auch gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika, auch gegen­über der Weltöffentlichkeit, agiert.

Ich glaube, dass Österreich da eine klare Positionierung hat, auch eine klare Positionierung, was den Schutz und die Sicherung unserer Souveränität zu Lande und in der Luft anlangt, und ich hoffe, dass politische und diplomatische Mittel ausreichen werden, einen Krieg zu ver­hin­dern, aber auch eine Gefährdung mit Massenvernichtungswaffen durch den Irak hintanhalten zu können. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.37


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Frau Abgeordnete Lunacek zu Wort. – Bitte.

9.38


Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanz­ler! Frau Außenministerin! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Vor rund zehn Tagen haben weltweit Millionen Menschen demonstriert, sind auf die Straße gegangen, um „Nein“ zu sagen zu diesem drohenden Krieg, der Leid und Not über viele Menschen bringen würde, „Nein“ zu einer Politik der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die versucht, die UNO dazu zu bewegen, ihre Politik durchzuführen und nicht zuerst alle diplomatischen und friedlichen Mittel auszuschöpfen.

Ich bin froh darüber, Herr Bundeskanzler, dass Sie heute Morgen auch betont haben, dass die­se Demonstrationen von Millionen Menschen in Europa, in den Vereinigten Staaten von Ame­rika und in vielen anderen Teilen der Welt dazu beigetragen haben, in der EU eine gemeinsame Position zu schaffen (Beifall bei den Grünen), in jener Europäischen Union, die leider nicht wirklich eine einheitliche Außenpolitik macht, die es leider noch nicht geschafft hat, immer geschlossen aufzutreten.

Natürlich ist es auch für uns Grüne keine Frage, dass das verbrecherische Regime des Saddam Hussein die UNO-Resolution 1441 umsetzen muss; keine Frage, das muss geschehen. Die Fra­ge ist nur: Ist die Zeit schon abgelaufen?, und da sagen wir eindeutig: Nein, die ist noch nicht abgelaufen, meine Damen und Herren! Da stehen wir zu dem, was UNO-General­se­kretär Kofi Annan und viele andere gesagt haben, auch die EU in ihrer gemeinsamen Erklä­rung vor wenigen Tagen: Die Inspektoren sollen weiter tätig sein können, und es braucht einfach noch Zeit, damit auch innerhalb der Vereinten Nationen gemeinsame Maßnahmen gesetzt wer­den können.

Aber was ich gerade in den letzten Tagen vermisst habe, meine Damen und Herren der Bun­des­regierung, ist, dass Sie sich eindeutig auf die Seite jener in der Europäischen Union stellen, die genau diese Position vertreten, nämlich auf die Seite Deutschlands und Frankreichs. Sie haben jetzt Ihre Position beschrieben, aber auf diese Seite haben Sie sich nicht gestellt. Sie haben nicht gesagt, dass Sie eindeutig jene Bemühungen von Deutschland und Frankreich un­ter­stützen, die in die Richtung gehen, weitere Zeit für die UNO-Inspektoren vorzusehen.

Ich habe heute auch noch kein Wort der Kritik gehört daran, dass zwei EU-Staaten, nämlich Groß­britannien – von den Briten wissen wir es schon –, aber auch Spanien, den Entwurf für die neue Sicherheitsratsresolution gemeinsam mit den Vereinigten Staaten von Amerika ein­ge­bracht haben. Obwohl sich in Spanien, meine Damen und Herren und auch Frau Außen­ministerin – ich hoffe, dass Sie sich, da Sie ja nach mir reden werden, dazu äußern werden –, 90 Prozent der Bevölkerung gegen diesen Krieg aussprechen, sagt die spanische Regierung: Wir machen mit den Vereinigten Staaten von Amerika gemeinsame Sache! In diesem Entwurf steht: Die Zeit ist abgelaufen, jetzt freie Hand, um zuzuschlagen! – Nein, Frau Ministerin, nein, Herr Bundeskanzler, nein, meine Damen und Herren, dieser Krieg ist vermeidbar, dieser Krieg


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