Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 26

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ist noch zu verhindern! Wir brauchen auch von der österreichischen Bundesregierung hier eine eindeutige Positionierung in diese Richtung. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich war froh, Herr Bundeskanzler, dass Sie erwähnt haben, dass ein Prä­ventivschlag nicht die richtige Vorgehensweise ist. Dieser muss verhindert werden!

Kollege Spindelegger hat gemeint, hier gebe es manchmal einen billigen Antiamerikanismus. (Abg. Dr. Spindelegger: Ganz richtig!) Um eines klarzustellen: Kritik an der Regierung Bush, die hier nicht einen gemeinsamen Weg mit der internationalen Staatengemeinschaft gehen will, die droht – heute in der „Presse“ nachzulesen –: Es ist schon alles beschlossen, entweder der Si­cherheitsrat und die UNO gehen mit, oder wir machen es alleine!, Kritik an der Politik dieser Re­gierung Bush, das, meine Damen und Herren, ist in demokratischen Systemen, in einer de­mo­kratisch gesinnten Weltgemeinschaft doch notwendig! Das ist richtig und legitim, und darum geht es und nicht um irgendeinen billigen Antiamerikanismus!

Dieser Krieg, meine Damen und Herren, ist vermeidbar, auch jetzt noch, und alle Anstren­gun­gen müssen in diese Richtung gehen. Ich fordere Sie, Frau Bundesministerin, Herr Bundes­kanz­ler, und auch alle anderen Minister und Ministerinnen dieser österreichischen Regierung auf: Stellen Sie das klar, sprechen Sie sich eindeutig für die Linie in der Europäischen Union aus, die Deutschland und Frankreich vertreten! Stellen Sie sich auf die Seite der Millionen Men­schen in der EU und auf dieser Welt, die „Nein“ zu diesem Krieg sagen! Erteilen Sie diesem Krieg eine Absage, sagen Sie „Nein“ dazu, und prägen Sie mit diesem Nein zu diesem Krieg die Ge­meinsame Außen- und Sicherheitspolitik Europas! – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Ab­ge­ordneten der SPÖ.)

9.43


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Bundesministerin Dr. Ferrero-Waldner. – Bitte.

9.43


Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten Dr. Benita Ferrero-Waldner: Herr Prä­sident! Herr Bundeskanzler! Hohes Haus! In der Irak-Frage war ich von Anfang an an meine Ziel­setzung gebunden, und diese ist, absolut nichts unversucht zu lassen, um hier eine friedli­che Lösung zu ermöglichen, und zwar eine friedliche Lösung auf Basis der UN-Sicherheitsrats­resolution 1441, die uns zwar nur einen schmalen Grat, aber durchaus eine Möglichkeit bietet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, Österreich hat hier eine durchaus eigen­ständige Position auf der Basis dieser Sicherheitsratsresolution eingenommen, denn bedenken Sie eines: Frankreich und Großbritannien sind ja die einzigen permanenten Sicherheitsrats­mit­glieder, und diese beiden Staaten haben sich in der GASP, der Gemeinsamen Außen- und Si­cher­­heits­politik, sogar eine Ausnahme ausbedungen, und da heißt es, dass sie ihre nationa­len Positionen beibehalten können. Aus diesem Grund ist es auch schwierig, zu verhindern, dass der Konsens inner­halb der Europäischen Union, den wir beim Europäischen Rat errungen hatten, durch gewisse Ände­run­gen und Interpretationen immer wieder aufgelöst wird.

Aber es stellt sich die Frage: Was ist für uns wichtig? – Für uns ist wichtig, dass der Sicherheits­rat hier im Mittelpunkt steht – das haben viele schon gesagt –, und ich unterstütze da voll Kofi Annan, der gesagt hat, es sei ganz wichtig, dass der Sicherheitsrat da auch in Zukunft sozu­sagen der Meister ist, denn sonst – und das habe ich in meinem Interview im „profil“ gemeint – wür­de Chaos in der internationalen Staatengemeinschaft ausbrechen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Zur zweiten Resolution, die ich als wünschenswert bezeichnet habe, habe ich Folgendes ge­sagt: Am Ende eines Prozesses – denn selbstverständlich sind wir jetzt in einen Verhandlungs­proz­ess eingetreten, in den sehr wohl die Franzosen, aber auch die Deutschen, die ja nicht ein per­manentes Mitglied sind, ihre Position einbringen werden, genauso wie eben die USA, Groß­britannien und Spanien – wird es, so hoffe ich und gehe davon aus, eine Sicherheitsratsreso­lution geben, die dem entspricht, was auch die Waffeninspektoren wollen, und die wollen eben


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