Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 107

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Wenn es um die Abschaffung der vorzeitigen Alterspension bei Arbeitslosigkeit geht, braucht man sich nur die Statistiken anzuschauen: Man wird feststellen, dass 90 Prozent der Bezieher dieser Pensionsform Frauen sind. Schafft man das ganz einfach überfallsartig ab, dann werden wieder Frauen in die Arbeitslosigkeit gedrängt. – So schaut es aus, meine Damen und Herren! Da brauche ich keine Pensionsmathematikerin zu sein. Das weiß ich, weil ich mich damit be­schäftige, wie es den berufstätigen Frauen in Österreich tatsächlich geht. (Beifall bei der SPÖ.)

Man muss sich ansehen, welche Probleme Frauen, die am Fließband arbeiten, Kranken­schwestern, Frauen, die an Kassen im Supermarkt beschäftigt sind, Hausbesorgerinnen haben. Diese Frauen sind bei dieser Pensionsreform, wie Sie sie immer so schön bezeichnen, nicht berücksichtigt worden. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Wir haben in den letzten Tagen und Wochen sehr viele Mails, Briefe und Anrufe von betroffenen Frauen bekommen, die entsetzt waren, die verängstigt, aber auch zornig waren. Insbesondere jene, die knapp vor der Pensionierung stehen und ihre Pensionszeiten noch nicht ganz erreicht haben, sind total verunsichert, weil gerade auch die Abschaffung der vorzeitigen Alterspension genau jene Personen betrifft, die heute schon – auch dank Ihrer Politik! – nicht in Beschäftigung stehen, sondern arbeitslos sind.

Lassen Sie mich noch einige Bemerkungen machen zum Vorwurf, dass wir nicht diskussions­bereit und nicht konstruktiv wären! Ich möchte ganz deutlich festhalten, dass wir für eine umfas­sende Pensionsreform stehen, aber für eine faire Pensionsreform und für ein einheitliches Pensionssystem, das auch jungen Menschen die Gewissheit gibt, abgesichert zu sein.

Wir bekennen uns zum Vertrauensschutz und zum Umlagesystem und haben als Sozialpartner gemeinsam Vorschläge erarbeitet. Der Herr Bundeskanzler hat des Öfteren betont, er hätte uns beide Hände entgegengestreckt. Die Frage ist, wie man die Hände entgegenstreckt. Man kann es so machen (mit ausgestreckten Armen eine einladende Geste mit den Händen machend), man kann es aber auch so (die Arme ausgestreckt, aber beide Hände in Abwehrstellung) machen, und wir haben den Eindruck, dass es so (letztere Geste wiederholend) gemeint war. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir stehen dazu, dass wir gemeinsam bis zum 30. September 2003 einen Vorschlag vorberei­ten. Wir sind gesprächsbereit, aber wir lehnen einen Husch-Pfusch, Grobheiten jetzt und Abfe­derungen irgendwann und eine reine Geldbeschaffungsaktion, wie dieser Vorschlag eine solche beinhaltet, ab. Dafür sind wir nicht zu haben! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

16.15


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Moser. Wunschgemäß 5 Minuten Redezeit. – Bitte, Frau Abgeordnete.

16.15


Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Ich darf mit einem Zitat beginnen, und zwar mit einem Zitat vom 23. April 2003:

Die geplante Pensionsreform stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Lebensplanung vieler Bürger dar. Dadurch wird auch das Baugesetz des sozialen Rechtsstaats nach der österreichi­schen Bundesverfassung berührt. Deshalb fordern die unterzeichneten Bürger ... 

Insgesamt sind es dann fünf, sechs Punkte, die da aufgelistet sind, und diese Forderungen und diese Stellungnahme wurden von einem Herrn Dipl.-Ing. Uwe Scheuch und von einem Herrn Sigisbert Dolinschek unterzeichnet. – 23. April 2003!

Herr Bundeskanzler! Wie ist es um Ihren Koalitionspartner bestellt, der da sagt, die geplante Pensionsreform stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Lebensplanung vieler BürgerInnen dar? Bitte, das ist passiert! Letzte Woche hat Ihr Koalitionspartner hier in diesem Haus diese Petition eingebracht. Es ist das überhaupt eine Absurdität sondergleichen: Diejenigen Abgeord-


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