Gemäß einer Studie
des Instituts für Höhere Studien, IHS, befinden sich zwei Drittel der geringfügig
Beschäftigten mit der Intention des Nebeneinkommens neben einer Ausbildung,
selbständiger oder unselbständiger Erwerbstätigkeit, aber auch neben Kinderbetreuung
in solchen Jobs. Für viele Personen bedeutet eine solche Tätigkeit den Einstieg
in den Arbeitsmarkt. Und was diese Möglichkeit gerade für Frauen bedeutet,
brauche ich hier wohl nicht weiter zu erläutern.
Ich darf die
erwähnte Studie weiter zitieren, wonach in der Regel bei langfristiger
Beobachtung, nämlich zu 95 Prozent – Kollege Öllinger ist leider
nicht anwesend – kein Mehrfacheinkommen auf Grund paralleler geringfügiger
Beschäftigungen bestand. Auch der Zufriedenheitsgrad der mehr als 16 200
befragten Personen mit geringfügiger Beschäftigung war außergewöhnlich gut.
Lediglich 17 Prozent gaben an, mit ihrer Beschäftigungssituation weniger
oder gar nicht zufrieden zu sein.
Wie wir bereits
gehört haben, sind außerdem etwa 70 Prozent aller geringfügig
Beschäftigten in anderen Versicherungsverhältnissen erfasst, etwa durch
Mitversicherung oder durch Versicherung auf Grund selbständiger oder
unselbständiger Erwerbstätigkeit. Und auch das Angebot des Opting-in bietet den
Betroffenen die ausgesprochen günstige Möglichkeit, sich zu einem fairen Preis
selbst versichern zu können. Die Befürchtung, dass die finanziellen Mittel für
die freiwillige Versicherung nicht vorhanden wären, konnte in der Studie
ebenfalls widerlegt werden.
Es stellt sich
daher die Frage, wie verantwortungsvoll ein bewusstes Zurückdrängen dieser Beschäftigungsform
wäre, und auch, wie weit man diejenigen Personen damit unterstützen könnte,
denen man helfen will. Meiner Meinung nach kaum. Wenn ich beispielsweise von
meiner eigenen Situation ausgehe, kann ich nur sagen, dass ich heilfroh war,
als allein erziehende Mutter während der Karenz geringfügig dazuverdienen zu
können. Leider gab es damals – mein Sohn wurde 1993 geboren – noch
nicht die Möglichkeit des Opting-in, und leider gab es auch noch kein
Kinderbetreuungsgeld.
Was ich aber in
meiner täglichen Praxis als Betriebsratsvorsitzende eines Wiener
High-Tech-Unternehmens erlebe, ist die rasante Veränderung unserer Arbeitswelt.
Durch die Entwicklung von neuen Technologien, die zunehmende Mobilisierung und
Flexibilisierung sowie durch die steigenden Anforderungen an die
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ergeben sich Probleme, aber auch große
Chancen, von denen wir vor zehn Jahren noch nicht einmal zu träumen gewagt
haben.
In diesen Bereichen
muss die Politik Rahmenbedingungen erarbeiten und festlegen, die es den
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, die Chancen tatsächlich zu
ergreifen, aber auch entsprechenden Schutz vor potenziellen Gefahren bieten.
Die Arbeitswelt hat sich verändert, ebenso wie die Menschen, die in den
meisten Branchen – Gott sei Dank! – deutlich selbstbewusster und
eigenverantwortlicher geworden sind als früher. Begriffe wie Teleworking,
Work-Life-Balance und Diversity sind längst nicht mehr nur Schlagworte und
erfordern dringend Anpassungen von bestehenden Regelungen und Verordnungen.
Ebenso müssen wir an laufenden Verbesserungen zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf arbeiten. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche! (Zwischenruf des Abg. Verzetnitsch.)
Das sind die
Themen, mit denen ich mich bereits seit mehreren Jahren intensiv beschäftige.
Ich hoffe sehr, dass ich mit Ihnen gemeinsam im Hohen Haus, dem ich seit
20. Dezember des Vorjahres angehöre, da etwas positiv bewegen kann. Ich
freue mich auf eine gute, konstruktive Zusammenarbeit. (Beifall bei der ÖVP
und den Freiheitlichen.)
17.21
Präsident Dr. Andreas Khol:
Zu Wort gelangt
nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Prammer. Wunschgemäß stelle ich die Uhr auf
5 Minuten ein. – Bitte.
17.21
Abgeordnete Mag. Barbara Prammer (SPÖ): Herr Präsident! Frau Staatssekretärin! Es war sehr interessant, Frau Staatssekretärin, Ihnen zuzuhören. Sie haben uns mitgeteilt, dass es vor dem Sommer die Intention des damaligen Sozialministers gab, eine Arbeitsgruppe einzusetzen. (Staatssekretärin Haubner: Sie hat bestanden!) – Sie hat sogar bestanden. Was ist da disku-