Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 28. Sitzung / Seite 34

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Eliten oder der Politiker oder der Diplomaten, sondern das muss selbstverständlich auch ein Projekt der Wirtschaft und auch der Künstler, der Bürgergesellschaft, der lokalen Kolorite werden, diesseits und jenseits der Grenze. Und Franz Morak koordi­niert da eine, glaube ich, recht spannende Initiative.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Glawischnig, bitte.

 


Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Bundeskanzler! Seit Sie dieses Amt ausüben, sind im Bereich der Repräsentation von österreichischer Kunst und Kultur im Ausland die Mittel massiv gekürzt worden. Es gibt dramatische Einbrüche, Einsparun­gen um die Hälfte und die Schließung von Kulturinstituten.

Welches politische Konzept verfolgen Sie mit dieser Aushungerungspolitik?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Frau Abgeordnete Glawischnig, ich hätte Sie da etwas zeitgemäßer eingeschätzt, denn im Prinzip müssen Sie doch ganz ehrlich sagen: Wenn man zurückblickt auf die frühere Auslandskultur mit den berühmten Kul­turinstituten, dann muss man feststellen, dass da viel Geld in die Erhaltung von Gebäuden hineingeflossen ist.

Ich würde mir gerade von Ihnen erwarten, dass Sie mit mir übereinstimmen, dass heute die Präsentation zeitgenössischer Kunst und Kultur nicht mehr über ein Gebäude im Zentrum von Paris gemacht werden muss. Das findet heute über private Veranstal­tungssäle statt, über Internet, über die modernen Kommunikationsformen. Und dort wird wesentlich mehr Geld eingesetzt als früher!

Die Mittel für die Gebäudeerhaltung, das ist richtig, wurden reduziert, mit Ausnahme einiger weniger Prestigeprojekte, etwa des Kulturforums New York. Im Bereich der Ge­bäudeerhaltung versuchen wir tatsächlich, die Leistungen eher zurückzunehmen, und zwar zugunsten der lebenden Kunst. Das halte ich auch für richtig. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zusatzfrage? – Frau Abgeordnete Mag. Muttonen, bitte.

 


Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Bundeskanzler! Da Sie sich so für die Förderung der zeitgenössischen österreichischen Kultur einsetzen, würde mich sehr interessieren, warum beispielsweise die Förderungen für das MICA, das für die Förderung und Positionierung zeitgenössischer österreichischer Musik im In- und im Ausland steht, in den letzten Jahren sukzessive um rund 30 Prozent reduziert wurden und warum auch die Förderungen für EU-Projekte eingestellt wurden.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Die Projektförderung von gemeinsamen EU-Projekten kann sicherlich nicht reduziert worden sein, ganz im Gegenteil. Im heurigen Jahr ist etwa mit der Kulturhauptstadt Graz ein geradezu spektakulärer zusätzlicher Impuls, übrigens gerade für die Musik, entstanden. Das müssen Sie natürlich auch zu dem jetzt laufenden Kulturbudget mit dazurechnen.

Das ist übrigens auch manchmal ein Problem unserer kulturpolitischen Debatte: dass viele Dinge, die eben gleichzeitig stattfinden, aber nicht ausschließlich im Kunstbudget ihren Niederschlag finden, einfach weggeblendet werden.

 


Gerade heuer, würde ich sagen, geschieht für die zeitgenössische Musik und Kunst wesentlich mehr als früher. Darauf können wir gemeinsam stolz sein, dank Graz. (Bei­fall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

 


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