Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 139

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15.20

Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Dieser Dringliche Antrag, der von den Grünen gestellt wurde, ist für mich ein erschütterndes Beispiel dafür, wie grundsätzliche Diskussionen miss­verstanden, umgedreht und falsch gedeutet werden. (Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen. – Ruf bei der SPÖ: Geh! – Abg. Öllinger: Jaja!)

Sie schreiben in diesem Dringlichen Antrag, ich hätte eine „pauschale Diffamierung der jungen Menschen“ vorgenommen. (Ruf bei der SPÖ: Genau! – Abg. Dr. Cap: Stimmt!) Ich weise das auf das Schärfste zurück.

Meine Damen und Herren! Eine Diskussion über die Zukunft eines Landes muss auch die Frage enthalten: Wie viele junge Menschen werden in Zukunft als gut ausgebildete Arbeitskräfte in den Arbeitsprozess eintreten? (Abg. Riepl: Momentan sind sie aber arbeitslos!) Wie viele junge Menschen werden in Zukunft in die Pensionskassen ein­zahlen, damit das Umlagesystem funktioniert? Das ist eine wichtige Diskussion für die Zukunft eines Landes.

Wenn der deutsche Bundeskanzler Dr. Schröder sagt: Wir haben zu wenige Kinder!, dann sagt die Opposition in Deutschland, er führt eine ernsthafte Diskussion. Wenn die österreichische Bundesregierung darüber nachdenkt, dann behaupten Sie, dass sei eine Diffamierung junger Leute. Ich verstehe Ihre zwiespältige Einstellung wirklich nicht! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich werde Ihnen ganz klar und deutlich nachweisen, dass unser Bildungssystem ein sehr gutes ist. Ich verstehe diese Ihre Sehnsucht nicht, dieses Bildungssystem in allen Bereichen öffentlich als ein schlechtes darzustellen. (Abg. Öllinger: Nicht in allen Be­reichen!) Zu allen Ihren Anträge, die Sie hier gestellt haben, kann man, wenn man sie einzeln genau betrachtet, sagen, dass sie entweder bereits behandelt wurden oder in nächster Zeit umgesetzt werden oder nicht notwendig sind. So schaut es in Wirklichkeit aus! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Sburny: Das hätten wir gerne detaillierter!)

Ich möchte gerne die einzelnen Bereiche, die Sie, Frau Kollegin Glawischnig, ange­sprochen haben, durchgehen.

Erstens: Betreuungsplätze. – Die Betreuung von Kindern ist für mich ein wichtiges poli­tisches Anliegen. Die Bundesregierung hat in der Familienförderung Maßstäbe gesetzt, um die uns andere europäische Länder beneiden. Mit dem Kindergeld, mit der Mög­lichkeit, die Kindererziehungszeiten pensionsbegründend, pensionserweiternd anzu­rechnen, mit der Möglichkeit, Zeiten für die Betreuung von Kindern vom Durchrech­nungszeitraum für die Pension abzuziehen, haben wir Verbesserungen für Frauen geschaffen, die es so früher überhaupt nicht gegeben hat. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Es gibt in den einzelnen Bundesländern eine breite Palette von Kinderbetreuungsein­richtungen, Sie jedoch versteifen sich hartnäckig auf die ganztägigen Kindergärten. Ich sage Ihnen: Es gibt verschiedene Modelle, wie zum Beispiel Tagesmütter, Krabbel­stuben und andere Einrichtungen, die überall auch mitbedacht werden müssen.

Die Betreuung im Schulbereich ist mir ein ernstes Anliegen, das ist überhaupt keine ideologische Frage. Dort, wo Betreuung notwendig ist, soll man diese anbieten. So einfach ist es! Bereits jetzt können Ganztagsschulen, die Sie für so wahnsinnig wichtig halten, überall dort angeboten werden, wo die Eltern und die Lehrer dies mit Zwei­drittelmehrheit beschließen. Ich möchte die Wahlfreiheit für die Eltern! Das ist mein Anliegen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich möchte es weiterhin den Schulen in ihrer Eigenständigkeit überlassen, ob das Mit­tagessen und diese Betreuung notwendig sind oder nicht. Sie wollen Zwangsvorschrif-


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