Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 201

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Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen nunmehr zu den Punkten 6 und 7 der Tagesordnung, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Als erster Debattenredner hat sich Herr Abgeordneter Broukal zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


20.04

Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Die Geschichte der Fachhochschulen ist eine Erfolgsgeschichte – mit kleinen Einschränkungen, aber doch. In letzter Zeit aber wird auch bei ihnen ge­spart. Wir werden daher trotz mancher von uns anerkannter Verbesserungen die von der Regierung vorgeschlagene Änderung des Fachhochschul-Studiengesetzes ableh­nen. (Abg. Dr. Brinek: Schade!)

Ich darf Ihnen unsere Gründe kurz aufzählen.

Erstens: Wir glauben, dass der Bedarf weit größer ist als die sehr mäßige Erhöhung der Zahl der Studienplätze, die Sie in den nächsten Jahren zulassen. Wir verlangen einen Ausbau um 10 000 neue Studienplätze bis zum Jahr 2008. Wir sind uns einig, Österreich braucht mehr Akademikerinnen und Akademiker. Und die Fachhochschulen können und sollen dazu mehr beitragen als nach Ihren Plänen.

Zweiter Grund für unsere Ablehnung: Es macht Sinn, mehr Frauen und Männer an die Fachhochschulen zu holen, als die Wirtschaft jetzt und heute braucht. Wer gute akademische Bildung hat, findet neue Beschäftigung auch in anderen Berufsfeldern. Es gibt hier interessante Beispiele, etwa von AbsolventInnen von Tourismusstudien, die mit ihren an der Fachhochschule erworbenen Kenntnissen der Betriebswirt­schaftslehre in anderen Berufen außerhalb des Tourismus – akademisch – Fuß fassen konnten.

Dritter Grund für unsere Ablehnung: Es macht unserer Ansicht nach keinen Sinn, bei den Fachhochschulen auch in Zukunft nur eine regionale Bedarfsdeckung zuzulassen. Es macht Sinn, etwa an einer guten Fachhochschule in Niederösterreich auch eine Ausbildung anzubieten, die in Wien oder Oberösterreich oder in der Steiermark nach­gefragt wird.

Wir sehen viertens zu wenig Förderung des Zugangs ohne Matura. Nach Gründung der ersten Fachhochschulen gab es ja durchwegs ermutigende Zahlen, 11 Prozent der ersten Fachhochschul-Studentinnen und -Studenten kamen mit dem Lehrabschuss oder der Meisterprüfung an die Fachhochschule. Seither geht dieser Prozentsatz aber kontinuierlich zurück, wir sind jetzt bei 7 Prozent, also ein Rückgang um von oben gerechnet 40 Prozent. Wir vermissen Maßnahmen der Gegensteuerung.

Fünftens: Die Fachhochschulen haben jetzt etwa 10 Prozent der Studierenden der Uni­versitäten. Es wäre Zeit, ein Konzept vorzulegen, das die Unis, die Fachhochschulen, die Akademien an jenen Platz im Bildungssystem stellt, wo sie ihrer Aufgabe am besten gerecht werden können. Und es wäre Zeit, der unnützen Konkurrenz zwischen den Fachhochschulen und den Unis ein Ende zu machen.

Sechstens – und das ist unser Ceterum censeo –: Sie schreiben jetzt erstmals auch an den Fachhochschulen Studiengebühren fest. Da sind wir dagegen!

Wir finden, Sie haben sich in Ihrem Rahmen ein wenig bewegt. Wir verlangen mehr Bewegung. Wir stimmen dem Wenigen nicht zu. – Danke. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

 


20.07

 


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