Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 103

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Vernehmen nach waren die meisten keine Studenten, sondern Donnerstags­demons­tran­ten und Globalisierungsgegner. Außer in Graz – ebenfalls im Rahmen einer Inaugurationsfeier – gab es an den anderen Universitäten keine Proteste.

Dem Vernehmen nach trägt im Kern die Gruppe „Linkswende“ („von Antikapitalismus zur Revolution“, „Stop war, fight capitalism“) zur Radikalisierung der Proteste bei. Es handelt sich dabei um eine marxistische Gruppierung, die gegen Kapitalismus, für die Befreiung der (internationalen) Arbeiterklasse, für die Einführung einer Rätedemo­kratie, gegen jegliche Form von Diskriminierung und für den Aufbau eines sozialis­tischen Pols zum Erreichen einer sozialistischen Gesellschaft eintritt.

Laut den Fotos ihrer Homepage (www.linkswende.org) hat diese Gruppierung an der „Tortung“, der Menschenkette sowie der Hörer/innenversammlung an der Universität Wien, an der Demonstration gegen Bildungsabbau, European Social Forum 2003 in Paris, „Marxismus Kongress 2003 der Linkswende“, European Social Forum 2002 in Florenz, Demonstration „Stoppt den Krieg gegen den Irak“ sowie an „Marxism 2003“ in London teilgenommen.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten an die Frau Bundesministerin für Bil­dung, Wissenschaft und Kultur nachstehende

Anfrage:

1. Wie ist die studentische Mitsprache im Universitätsgesetz 2002 geregelt?

2. Welche Rechte normiert das UG 2002 für jeden einzelnen Studierenden?

3. Welche Beteiligung der ÖH im Rahmen der offenen Planung bei der Entstehung des UG 2002 gab es?

4. Wie setzt sich nach den letzten ÖH-Wahlen die Exekutive der ÖH auf Bundesebene und an der Universität Wien zusammen?

5. Wie schätzen Sie die beschriebenen Vorkommnisse und die Wortwahl der Be­teiligten ein?

In formeller Hinsicht wird gem. § 93 Abs. 1 GOG verlangt, diese Anfrage vor Eingang in die Tagesordnung dringlich zu behandeln.

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Präsident Dr. Andreas Khol: Ich erteile Frau Abgeordneter Dr. Brinek als erster Fra­gestellerin zur Begründung der Dringlichen Anfrage das Wort. Ihre Wortmeldung darf 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


15.02

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Die Universitäten stehen zur Diskussion. Sie waren immer ein Ort des Dialogs, der argumentativen Auseinandersetzung, des Austausches von Wissen und von Hypothesen, ein Ort der gemeinsamen Anstrengung bei der Suche nach der bes­seren Wahrheit. Das war unter der korporatistischen Idee der Universität, wie sie etwa zur Zeit Humboldts konstituiert wurde, genauso wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahr­hunderts. Unsere jetzige Verfassung basiert im Wesentlichen darauf.

Zur Zeit Humboldts war die Idee der Korporation mit der Idee von der Unabhängigkeit vom Staat, von der Selbstregulierung, von der Autonomie verbunden. Im Wesentlichen greifen wir auf diese guten Ideen zurück. Die Vorgaben kamen von den universitären Organen und von sonst nirgendwo.

 


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