Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 94

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen, damit die verlangte Behandlung der Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 16.15 Uhr beginnen kann.

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Nürnberger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Verantwortung der Bundesregierung für die Rekordarbeitslosigkeit in Österreich und die Versäumnisse in der Beschäfti­gungspolitik (1688/J)

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 1688/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

In Österreich herrscht Rekord-Massenarbeitslosigkeit: Im April 2004 gab es 240 556 arbeitslos vorgemerkte Personen. Dies entspricht einer Zunahme gegenüber dem Ver­gleichsmonat 2003 um 4,1 Prozent. Hinzuzurechnen sind dabei auch noch jene 43 753 Personen, die in Schulungen des Arbeitsmarktservice untergebracht sind. Be­sonders alarmierend ist, dass gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um 1 125 abnahm. Nimmt man die KindergeldbezieherInnen und Präsenzdie­ner seriöserweise aus der Berechnung heraus, ging die Zahl der Beschäftigten im April im Jahresvergleich sogar um 8 334 zurück.

Die Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt ist auch im Vergleich der bisherigen EU-15 äußerst Besorgnis erregend: Österreich liegt bei der Zunahme der Arbeitslosig­keit im EU-Spitzenfeld, gleichzeitig gehört das heimische Beschäftigungswachstum zu den geringsten im Binnenmarkt. In der gegenwärtigen Beschäftigungskrise werden massive strukturelle Probleme des österreichischen Arbeitsmarktes sichtbar.

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit am relativ stärksten betroffen waren Personen im Haupterwerbsalter zwischen 25 und 45 Jahren. In dieser Altersgruppe nahm die Arbeitslosigkeit um 12 238 Personen oder um 8,5 Prozent zu.

Auch die Situation der Frauen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist höchst un­befriedigend und entwickelt sich äußerst dramatisch: Im April gab es um 7 424 oder um 7,3 Prozent mehr Frauen in Arbeitslosigkeit als vor einem Jahr. Dazu kommen gerin­gere Beschäftigungsquoten, schlechtere Arbeitsplatzqualität mit deutlich geringerer Entlohnung, massive Probleme bei der Reintegration in den Arbeitsmarkt nach betreu­ungsbedingten Berufsunterbrechungen und schlechtere Aufstiegsmöglichkeiten in den Unternehmen. Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer belegt, dass sich knapp drei Jahre nach der Einführung des Kindergeldes die Situation der Frauen am Arbeitsmarkt deutlich verschlechtert hat (Vgl. dazu Profil, 3. Mai 2004, S 32).

Das allgemeine Bildungssystem und das System der dualen Berufsausbildung sind offenbar immer weniger in der Lage, Jugendlichen einen möglichst friktionsfreien Über­gang vom Ausbildungssystem in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dies beweisen auch die aktuellen Zahlen: Die Jugendarbeitslosigkeit ist weiter gestiegen. Insgesamt waren im April 37 810 Jugendliche bis 25 Jahre auf Jobsuche, das waren um 2,4 Pro­zent oder um 902 Personen mehr als vor einem Jahr.

Nach wie vor unbefriedigend ist auch die Situation für die älteren ArbeitnehmerInnen. Es zeigt sich zwar bei den über 50-Jährigen eine kurzfristige Entspannung auf Grund der verstärkten Qualifikationsmaßnahmen, allerdings ist der Stand von fast 45 900 Ar-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite