Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 19

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Herr Minister, ob Sie die Fragen im Zusammenhang mit der Frage vom Herrn Kollegen Jarolim schon vollständig beantwortet haben, das überlasse ich Ihrer Beurteilung. Ich jedenfalls bin nicht damit zufrieden.

Als erste Zusatzfrage: Die „Kriminalpolitische Initiative“ kommt von außen, kommt unter anderen von Praktikern. Die wirklich hervorragenden Mitarbeiter Ihres Hauses haben ihnen Vorschläge zu erstatten, und deshalb möchte ich an Sie noch einmal eine kon­krete Frage im Hinblick auf die bedingte Entlassung, wo beispielsweise auch eine Än­derung der legistischen Grundlagen denkbar wäre, richten. Das ist für uns im Hohen Haus eine wesentliche Frage, dass man das Prinzip zum Beispiel umkehrt. Die Richter sind nicht begeistert, aber mich würde interessieren, was Sie von diesem Vorschlag halten.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Justiz Dr. Dieter Böhmdorfer: Natürlich viel, weil es auch Re­gierungsprogramm ist. Aber es ist eine sehr schwierige legistische Aufgabe, und unter­schätzen Sie nicht die Verantwortung der Richter! Das sind Entscheidungen, die in Zusammenarbeit mit Psychologen und Ärzten getroffen werden. Wenn dann eine falsch ist, weil der bedingt Entlassene wieder rückfällig wird und vielleicht sogar ein Gewaltverbrechen begeht, kommt eine riesige Welle der Kritik auf diese Richter zu, ohne dass sie das geringste persönliche Verschulden haben. Sie werden schon ver­stehen, dass die Richter sich die Sache sehr, sehr schwer machen, und sie ist wirklich nicht so einfach, wie sie von manchen Theoretikern und vor allem von Außenstehen­den beurteilt wird.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Eine weitere Zusatzfrage formuliert Frau Abgeordnete Mag. Wurm. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Herr Bundesminister! Die Kriminalität in Ös­terreich ist in den letzten Jahren auf eine katastrophale Höhe gestiegen: Wir haben heute schon davon gehört: Tendenz steigend. Die Aufklärungsquote ist massiv gesun­ken, und das Ganze bei sinkendem Personalstand in den Justizanstalten. Sie selbst haben gesagt, dass es einen Mehrbedarf von 750 Planstellen gibt.

Ich frage Sie, Herr Bundesminister: Fühlen Sie sich für diese katastrophale Bilanz, die meiner Meinung nach der Innenminister zu verantworten hat, mitverantwortlich?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Justiz Dr. Dieter Böhmdorfer: Ich fühle mich für die Bekämp­fung der Kriminalität verantwortlich, und es wäre, wenn man die Kriminalität weniger bekämpft, eine schlichte Unwahrheit, zu behaupten, sie sei gesunken. Im Gegenteil: Das wäre eine Einladung, mehr kriminelle Delikte zu begehen. Deswegen müssen wir bei der Bekämpfung der Kriminalität hartnäckig und konsequent bleiben.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Eine weitere Zusatzfrage formuliert Frau Abgeordnete Dr. Baumgartner-Gabitzer. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


Abgeordnete Dr. Ulrike Baumgartner-Gabitzer (ÖVP): Herr Bundesminister! Von der steigenden Kriminalität ist jetzt schon oft geredet worden, und auch ich beziehe mich in meiner Frage darauf. Wir wissen, dass die Justizanstalt Wien-Josefstadt belag­erschöpft ist. Wie schätzen Sie in Zukunft die Entwicklung dort ein, und welche Maß­nahmen gedenken Sie da zu setzen?

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Justiz Dr. Dieter Böhmdorfer: Es besteht in diesem Bereich die Notwendigkeit – und das ist die Konsequenz aus der Entwicklung –, ein zweites Ge-


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