Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 79. Sitzung / Seite 67

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In der Budgetrede Ihres Finanzministers – ich darf ihn ja schon „Ihren“ Finanzminister nennen – ist eine ganze Seite den Bauern beziehungsweise der Landwirtschaft gewid­met, und ich frage Sie jetzt: Wie viele Seiten wohl der Universität und der Forschung? Eine Seite? Eine halbe Seite? Eine Viertelseite? – Sieben Zeilen von 800 Zeilen Budgetrede beschäftigen sich mit den Universitäten! Das ist der Stellenwert, den Sie der Forschung und den Universitäten dieses Landes geben! (Abg. Dr. Lopatka – die gedruckte Fassung der Budgetrede in die Höhe haltend und auf eine aufgeschlagene Seite weisend –: Seite 17! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Aber es ist ja auch klar: Sie haben keine guten Nachrichten für die Universitäten – aber die Redlichkeit, ihnen reinen Wein einzuschenken (weitere Zwischenrufe bei der ÖVP – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), die haben Sie auch nicht.

Meine Damen und Herren! Auch wenn Sie noch so schreien (anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP – Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen): Auch Sie lesen jeden Tag Zeitung, auch Sie hören jeden Tag Radio, auch Sie sehen jeden Tag fern, und Sie sehen, in welcher existentiellen Krise sich Österreichs Universitäten befinden. Die Universitäten, ihre Rektoren schreien um Hilfe: Sie können einfach nicht mehr weiter.

Tausende Studenten warten in diesen Tagen darauf, dass sie ihre Prüfungen ablegen können, weil es zu wenige Lehrerinnen und Lehrer gibt. (Zwischenrufe der Abgeord­neten Hornek und Schöls. – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP. – Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glockenzeichen.) Tausende Studenten zahlen Studiengebühren, obwohl die Universität für sie kein Angebot bereit hält. (Abg. Jakob Auer – die gedruckte Fassung der Budgetrede in die Höhe haltend –: Eineinhalb Seiten! – Abg. Amon: Eineinhalb Seiten!) Tausende Studenten finden in überfüllten Hörsälen keinen Platz. Universitätslehrer mieten auf eigene Kosten Räume in Volks­hochschulen! (Weitere anhaltende Zwischenrufe.)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich ersuche um Ruhe! Es geht ansonsten auf Kosten der Zeit auch der Redner und Rednerinnen, die noch vor 13 Uhr zu Wort kom­men möchten.

 


Abgeordneter Josef Broukal (fortsetzend): Frau Präsidentin! Es hätte mich nicht gestört, es ist eine ewige Wiederholung desselben. Ich meine, ich habe stundenlange Sondersendungen gemacht, ich werde auch mit Ihrer Schreierei zurechtkommen. (Zwischenbemerkung von der Regierungsbank: Aber wir sind hier im Parlament und nicht im ORF!) Ja, wir sind im Parlament, und der Unterschied ist wohl, dass man hier länger ungestraft Halbwahrheiten sagen kann als in einer Nachrichtensendung. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Scheibner: Ja, Sie! Sie!)

Die Rektoren der Universitäten – damit wir Ihnen wieder ein paar Wahrheiten präsen­tieren – sagen uns allen: 100 Millionen € fehlen ihnen für neue Forschungsgeräte, die benötigt werden, denn sonst fallen wir in der Forschung noch weiter zurück.

Ich habe heute Vormittag mit dem Rektor der Technischen Universität in Wien, Herrn Professor Skalicky, gesprochen, der nach einem Herzinfarkt wieder in Genesung begriffen ist – ich möchte ihn an dieser Stelle herzlich grüßen und ihm alles Gute wün­schen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Neudeck: Wer hat noch Geburtstag? Wen lassen Sie noch grüßen?)

Seine Nachrichten, was die Universität betroffen hat, waren freilich ernüchternde: Eine Spitzenprofessorin aus den USA, Frau Professor Diebold, hat nach einem Monat gekündigt und ist wieder zurückgefahren, weil die TU in Wien nicht imstande war, ihr jene Laborausrüstung zur Verfügung zu stellen, die sie für ihre Spitzenforschung ge­braucht hätte. Ein anderer Professor aus Heidelberg konnte bleiben – und wissen Sie,


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