len als Denkfabriken verstanden werden, wo man die Kinder wie Arbeiter hineinschickt. Dann drehen sie an irgendwelchen Rädern – ich karikiere das jetzt natürlich – und dann kommen sie mit einem größeren Wissen heraus.
PISA testet ja gar nicht Wissen, PISA testet etwas anderes. PISA testet Verständnis. Und das ist etwas ganz anderes als Wissen. Hier wird die Anwendung von Wissen, die Interpretation, die Analysefähigkeit getestet, aber nicht Wissen an sich. Um diese Fähigkeiten zu verstärken, glaube ich, müssen wir viel mehr Gewicht auf die nicht unmittelbar kognitiven Fächer, auf die musischen Fächer, auf die Sprachausbildung legen. Als Ökonom sage ich das.
Es gibt ein sehr interessantes Projekt der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, das genau auf diese Fähigkeiten der Kinder abzielt. Ich meine, hier sind wirklich große Umwegrentabilitäten möglich, genauso wie in der sportlichen Erziehung, die über die Motorik und den Kameradschaftsgeist viel bewirken kann. Das ist auch Schule. Und wenn wir Schule so umfassend und ganzheitlich verstehen, dann werden beim nächsten Mal, bei PISA 3, die Testergebnisse, was die Gefühle der Demütigung, des Zurückgesetztseins, der Kränkung in der Schule betrifft, nicht so ausfallen, wie sie jetzt ausgefallen sind. Auch das ist ein Ergebnis, das man mindestens oder genau so ernst nehmen muss wie die Frage der Mathematik, der Lesekompetenz und der Naturwissenschaften. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Frau Ministerin Gehrer! Wenn ich mich
nicht irre, steht auf dem Briefkopf Ihres Ministeriums „Das
Zukunftsministerium“. (Abg. Dr. Jarolim: Das ist ein Zynismus!) Ich hoffe, dass das kein Zynismus
ist. Ich glaube, Sie haben nicht mehr viel Gelegenheit, ja ich glaube, es ist
dies die letzte Gelegenheit, zu beweisen, dass Sie einem Zukunftsministerium
vorstehen wollen, dass Sie sich so auch verstehen, dass Sie sich nicht verstehen
als Vertreterin, als Ministerin, als Repräsentantin einer verzopften Dogmatik
oder einer dogmatischen Verzopftheit. Das ist die letzte Chance, Frau Bundesministerin
Gehrer, die Sie haben. Wenn wir so weitermachen, dann kann ich mir nur zu gut
vorstellen, wie die PISA III-Ergebnisse lauten werden, und das darf und
kann uns nicht egal sein – selbst wenn, Herr Kollege Molterer, unsere Kinder, Ihre, meine und von wem auch
immer, vielleicht nicht davon so betroffen sind, denn die AHS-Schüler der
fünften und sechsten Klasse haben nicht schlechter abgeschnitten als das letzte
Mal. (Abg. Dr. Brinek: Eben!)
Aber die Kinder aller anderen zählen genauso viel, und diesen
20 Prozent, die wir jetzt sozusagen in die Welt entlassen, in die
Arbeitswelt, mit völlig unzureichenden Kernkompetenzen, müssen wir uns mit
jener Ernsthaftigkeit widmen, die diese Frage verdient. – Danke schön. (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
15.22
Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich Frau Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer zu Wort gemeldet. Ihre Redezeit soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte, Frau Minister.
15.22
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer: Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte zuerst meinem Vorredner dafür danken, dass er Ansätze gebracht hat, wohin wir gemeinsam weitergehen wollen. Es geht um die Jugend, es geht um die Zukunft, es geht um die Verbesserung der Unterrichtsqualität. Doch da zeigt sich eine etwas unterschiedliche Auffassung zwischen uns beiden. PISA überprüft Grundlagenwissen, das miteinander verknüpft wird zur Lösung von Aufgaben. PISA überprüft keine musischen Fähigkeiten, PISA überprüft keine sozialen Kompetenzen, PISA überprüft auch nicht all die anderen Bereiche, die zur Persönlichkeits-