Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 92. Sitzung / Seite 50

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gesetzes auf den Tisch zu legen, haben Sie sich völlig verschwiegen! Ich habe nach Ihrer Präsentation hier, Frau Bundesministerin, keine Ahnung, in welche Richtung der unsererseits von Ihnen erhoffte Kurswechsel gehen wird! (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Frau Bundesministerin Prokop, nicht nur, weil jetzt Weihnachten ist, sondern weil ich auch weibliche Solidarität übe, gebe ich Ihnen, auch namens der Kolleginnen und Kollegen meiner Fraktion, gerne eine Chance, sozusagen eine zweite in diesem Bereich; aber die ist dann letzte. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Mag. Stoisits dreht sich zur Regierungsbank um und reicht der neuen Bundesministerin für Inneres Prokop die Hand.)

12.57

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeord­neter Dr. Bösch. – Bitte.

 


12.57

Abgeordneter Dr. Reinhard Eugen Bösch (Freiheitliche): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der EU-Gipfel von vergangenem Wochenende ist hinsichtlich vie­ler Bereiche als wirklich bemerkenswert zu bezeichnen. Wir Freiheitlichen machen auch kein Hehl daraus, dass wir es lieber gehabt hätten, wenn die EU-Regierungs­chefs keine Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beschlossen hätten, denn das wäre ehrlicher gewesen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Für diese Verhandlungen sind aber auch Voraussetzungen beschlossen worden, die durchaus in vielen Bereichen begrüßenswert sind, Dinge, die wir Freiheitlichen in Verhandlungen zuvor eingemahnt haben und die wir auch in der Realisierung so haben wollen.

Herr Bundeskanzler, Sie haben in der Folge des EU-Regierungsgipfels über einen EU-Beitritt der Türkei eine Volksabstimmung in zehn oder 15 Jahren angekündigt. Es hat uns gefreut, dass Sie, Herr Bundeskanzler, damit eine Forderung von uns Frei­heitlichen aufgenommen haben. Wir von der FPÖ werden uns darum kümmern, dass dieses Anliegen auch in den kommenden Jahren nicht vergessen wird! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Grundsätzlich hätte dieser EU-Regierungsgipfel be­schließen müssen, dass die Türkei kein europäisches Land ist – und dass sich die Verhandlungen mit der Türkei über mehr als 40 Jahre hingezogen haben, ist doch schon der eigentliche Beweis dafür.

Diese Verlegenheitsbeschlüsse, welche die europäischen Regierungschefs zu diesem Thema im Jahre 1999 und davor gefasst haben, hätten bei diesem Gipfel korrigiert werden müssen, weil die Türkei auch in zehn oder 15 Jahren kein europäisches Land sein wird! Es geht da doch um eine prinzipielle Frage!

Dass auch von Seiten der Türkei das Problem in diese Richtung hin so gesehen wird, beweist die Tatsache, dass der türkische Regierungschef Erdogan während der Ver­handlungen am vergangenen Wochenende kurz davor war, von sich aus die Ver­handlungen platzen zu lassen, weil er sich der Probleme für die Türkei, die er zu vertreten hat, bewusst ist.

Meine Damen und Herren! Wir Freiheitlichen vertreten die Position, dass man keine zusätzlichen Erweiterungen über den jetzt arrondierten Raum der Europäischen Union hinaus betreiben sollte. Wir haben eine Klärung des Raumes, den die Europäische Union jetzt umfasst, durchzuführen. Wir haben uns um den Balkan und die Nach­folgestaaten Jugoslawiens zu kümmern und mit diesem Bereich, mit Kroatien, aber auch mit den anderen ehemaligen Ostblockländern Rumänien und Bulgarien, genü-


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