Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 114

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Ich sage hier angesichts dessen, dass auch die Frau Justizministerin in den letzten drei, vier Wochen – auch in Kenntnis der Umstände, weil sich dem ja niemand, der sich sachlich damit auseinander setzt, entziehen kann – erklärt hat, dass man hier ganz massive Verbesserungen herbeiführen muss: Es muss mehr geschultes Personal ge­ben, sie brauchen eine Obsorge, die Leute müssen behandelt werden, die im Strafvoll­zug sind. – Sie müssen sich damit auseinander setzen, das ist eine Führungsaufgabe, und daher hat die Frau Justizministerin auch gesagt: Wir werden und wir müssen hier Verbesserungen schaffen!

Wenn ich mir anschaue, mit welcher Ignoranz und welcher Arroganz hier drüberge­fahren wird, indem gestern der Ministerratsbeschluss gefasst wurde, dass es das alles nicht gibt: Es gibt nicht die Mittel, die die Frau Justizministerin selbst aus sachlichen Gründen angekündigt hat! – Verstehen Sie doch bitte, dass Sie damit eigentlich nichts lösen, sondern dass es mehr oder weniger, ich würde wirklich sagen, nicht nur zynisch, sondern teilweise – so muss man sagen, wenn man es weiß, und einige von Ihnen wissen es – schon bösartig ist, wie hier vorgegangen wird. Sie machen damit nichts anderes als einen Kochtopf, wo Sie alle hineinstecken – das vollziehende Personal, den Strafvollzug und die Gefangenen –, und lassen diesen so lange kochen und schauen zu, bis er explodiert. Und das halte ich für charakterlos!

Frau Kollegin Fekter, dann herzugehen und zu sagen, jemand, der das sachlich aufzu­greifen – sei es die Opposition oder sei es irgendjemand anderer Außenstehender, und es gibt genug solcher – und hier zu thematisieren versucht, der polemisiere (Abg. Dr. Fekter: Sie unterstellen ein falsches Gutachten! Was haben Sie da für Beweise?) – ich lade Sie ein, das noch einmal zu überdenken, denn ich glaube, jeder kann sich irren, aber das ist der falsche Zugang! Das ist ein Thema, das gelöst werden muss, und zwar nicht mit kleinkarierter Argumentation – ich unterstelle Ihnen das jetzt nicht, aber das sollte nicht Gegenstand einer innenpolitischen Auseinandersetzung sein. Gehen Sie hin, schauen Sie es sich an! Die Dinge müssen ... (Abg. Miedl: Wie lösen Sie so was? Wie lösen Sie so was?)

Herr Kollege, regen Sie sich doch nicht so künstlich auf! Es ist quälend mit Ihnen, wirk­lich wahr! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

15.28

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Böhmdorfer. – Bitte.

 


15.28.52

Abgeordneter Dr. Dieter Böhmdorfer (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Sehr geehrte Frau Justizministerin! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Da ich Sie, Herr Kollege Jarolim, kenne, muss ich, wenn ich die Übertreibungen, die üblicherweise von Ihnen ausgehen, abziehe, sa­gen: Ich bin in der Grundtendenz mit Ihnen durchaus einer Meinung, dass man bei der Justiz und bei der Justizwache insbesondere sehr genau aufpassen und hinschauen muss, ob sie genug Personal zur Verfügung gestellt bekommt. Wenn Sie das gemeint haben, Herr Kollege, dann sind wir uns da nicht uneinig. Dann müssen wir aber sach­lich miteinander reden und nicht in der Form von Schuldzuweisungen und in der Form von Übertreibungen, denn das ist, so glaube ich, ein gemeinsames Anliegen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Ich meine auch, Herr Abgeordneter Öllinger, dass wir hier durchaus von einem äußerst tragischen Vorfall reden. Die Frage ist jetzt nur, wie Sie ihn aufarbeiten. Sie arbeiten ihn so auf, dass man den Eindruck gewinnt: Dort hat eine Gruppe von überharten Jus­tizwachebeamten sich selbst vergessen und ist ohne ausreichende Bedachtnahme auf die Gesundheit eines Häftlings auf diesen losgegangen.

 


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