Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 230

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Festlegung –, dass es ohne Ladung auch junger Architekten keinen Wettbewerb geben soll. Es gibt eine Reihe hervorragender junger Architekten – etwa wenn man nach Vor­arlberg schaut –, die mit ihren Leistungen weltweit Aufsehen erregen.

Ich selbst habe Interesse daran. Da breche ich jetzt eine Lanze für die Gemeinden, meine Damen und Herren, weil immer wieder gesagt wird, die Bürgermeister hätten kein Verständnis dafür. Das ist schlichtweg falsch! Jeder Bürgermeister hat Interesse daran, dass sich in seiner Gemeinde auch Architektur ereignet und möglich ist und dass Architekten gefördert werden.

Es ist dies halt vielfach auch eine Frage der nötigen Mittel, wobei ich sagen möchte, dass Beauftragung von Architekten nicht immer teurer sein muss. Dies kann auch viel billiger sein, wenn Projekte funktionell, aber auch architektonisch ordentlich entstehen. Es handelt sich also um eine Fülle von Maßnahmen, die, glaube ich, notwendig sind und zu welchen heute der Startschuss fällt.

Ich möchte ganz besonders Herrn Staatssekretär Morak danken, der ein Verfechter der Architektur ist, der sein Herzblut für Architektur gibt, und so hat er sich auch schon verhalten, als er hier als Abgeordneter in der letzten Reihe gesessen ist. (Beifall bei der ÖVP.) Damals haben wir uns oft über moderne Architektur unterhalten. Jetzt hat er die Möglichkeit, hier kräftig mitzuhelfen.

Zu Ihnen, Frau Bures: Sie haben, wie nicht anders zu erwarten war, wieder Ihre Kas­sandra-Rufe losgelassen, die Sie immer wieder bringen. Sie wissen: Kassandra war die trojanische Seherin, die immer geschrieen hat und der man nicht geglaubt hat, weil sie die Wahrheit gesagt hat. (Abg. Mag. Wurm: Genau! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Jetzt tue ich Kassandra allerdings Unrecht, wenn ich Sie mit ihr vergleiche. Deshalb widme ich Ihnen zum Schluss einen Vierzeiler:

Was Kassandra in Ilias,

ist Bures in der Löwelstraß’,

mit dem großen Unterschied,

dass nichts passiert, was Bures sieht.

(Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Heiterkeit des Staats­sekretärs Morak.)

22.41


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


22.42.07

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekre­tär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Großruck, dieser Vierzeiler war wirklich äußerst entbehrlich, finde ich zumindest. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Eigentlich finde ich es sehr schade, dass wir über die Architekturpolitik und die Baukultur in Österreich zu so später Stunde disku­tieren, denn hinter diesen sehr sperrigen Begriffen steht eigentlich etwas, was uns alle, jeden einzelnen Menschen, tagtäglich betrifft. Es ist nämlich nicht egal, in welcher Umgebung man wohnt. Es ist nicht egal, in welcher Umgebung man arbeitet oder auch seine Freizeit verbringt. Es ist auch nicht egal, wie sich Städte und Dörfer entwickeln, und es ist auch nicht egal, wie die Verkehrsströme im ländlichen Raum fließen. All diese täglichen Bedürfnisse haben meiner Ansicht nach mit Architekturpolitik und mit


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