Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 233

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Niedrig- und Nullenergie sind nicht mehr nur Themen für Ökofreaks. Architektur und Planung kann auch eine Maßnahme zur Sicherung der regionalen mittelständischen Wirtschaft sein und kann auch ein sichtbares Signal und Lebenszeichen des ländlichen Raums sein.

Da ist aber auch die öffentliche Hand als größter Auftraggeber gefragt. Die Einbindung der örtlichen KMUs auch bei Großprojekten muss gerade in einem modernen Vergabe­recht möglich sein. Ja, es muss gefördert werden! Von einer solchen Architektur profitieren alle: die Landwirtschaft als Produzent natürlicher Baumaterialien, die örtliche Wirtschaft und die Handwerksbetriebe als ausführende Firmen, der Bauherr, weil er nicht tagelang auf Serviceleistungen warten muss, und die Umwelt, weil lange Trans­portwege nicht notwendig sind.

Meine Damen und Herren! Viele Projekte im sozialen Wohnbau beweisen, dass moderne Architektur nicht teuer sein muss, ja sogar Geld sparen kann. In Tirol gibt es Projekte von Niedrigenergiehäusern in Leichtbauweise, die sich innerhalb der Wohn­bauförderung bewegen. Da bedarf es einer massiven Bewusstseinsbildung, hier ist die Politik gefragt. Positive Beispiele gehören vor den Vorhang. Architektur sollte Bestand­teil einer modernen Wohnbauförderung werden.

Architektur ist eine der Visitenkarten in der Geschichte. Daran werden uns die künfti­gen Generationen messen. (Beifall bei der ÖVP.)

22.51


Präsident Dr. Andreas Khol: Letzte Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. Auch ihre Redezeit beträgt wunschgemäß 2 Minuten. – Bitte.

 


22.51.31

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Um beim Dichter Großruck anzuschließen: Frau Bures müsste nicht eine Sehe­rin werden, aber wenigstens eine Hörerin. Hätte sie dem Staatssekretär zugehört, dann hätte sie die richtigen Zahlen gehört: Seit 2000 eine Steigerung der Kulturförde­rung/Architekturförderung um zirka 40 Prozent! (Abg. Großruck: So ist es!) Das möchte ich einmal fürs Protokoll festgehalten haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bin auch bei der Vorrednerin Königsberger-Ludwig: Es ist bei der unmittelbaren Lebensumgebung anzusetzen. Daher spreche ich als Wiener Abgeordnete hier gleich Wirtschaftslandesrat Rieder, Wohnungsstadtrat Faymann, Planungsstadtrat Schicker an: Was geschieht mit den Erdgeschoßzonen in den Innenstadtkernen? Welche archi­tektonischen Vorschläge gibt es dazu? (Zwischenruf der Abg. Bures.) Wie viele Verkaufsflächenvergrößerungen, ohne nachzudenken, was das für den Innenstadtkern bedeutet, sind angestellt worden? Wie viele dieser Flächen sind erweitert worden?

Wien war nicht nur das Bundesland mit dem letzten Gesetz für Kunst im öffentlichen Raum – Niederösterreich war wunderbarer Vorreiter –, Wien ist nicht nur das Schluss­licht in der Aufarbeitung dieser Problematik. Ich weiß das aus Innsbruck, dort haben sich die Architekten längst mit der Politik versammelt, mit der Stadtpolitik, um dies zu untersuchen: Was tun wir gegen das böse Wort oder das Phänomen Innenstadt-Ver­slumung, Innenstadt-Ghettoisierung?

Da besteht absoluter Handlungsbedarf, Steiner hat schon Recht. Wien ist nicht zum Besten ausgerichtet, dort gibt es architektonischen, interdisziplinären, wirtschaftlichen, wohnbautechnischen Handlungsbedarf (Zwischenruf des Abg. Mag. Darabos), weil offenbar die Wiener SPÖ sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen gedenkt und einen Fehler nach dem anderen macht. Die Architektur-Enquete-Kommission hat auch hiefür


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite