Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll101. Sitzung / Seite 135

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Was in den öffentlichen Schulen noch dazukommt, ist, dass die Rollenklischees zum Beispiel in den Mathematikbüchern nach wie vor dramatisch sind. Es gibt eine Untersu­chung von Geyer/Linhart aus dem Jahre 2001, eine Untersuchung zu den Mathematik­schulbüchern in Österreich, die sich auf traditionelle Geschlechterstereotype bezieht. Und da sieht man zum Beispiel ganz klar: Der Vater kauft die Grundstücke, die Mäd­chen spielen noch immer mit Puppen – es ist unglaublich, welche Stereotype es im Spielzeugbereich gibt –, die Buben sind körperlich, sportlich aktiv und die Mädchen gehen ins Theater; Alkohol und Jagen sind nach wie vor Männersache.

Es wäre an der Zeit, auch da ein bisschen Geld und Energie zu investieren, um die Schulbücher von geradezu „klassischen“ Geschlechtsstereotypen zu befreien. Viel­leicht hilft uns das dann auch dabei, dass Mädchen einen besseren Zugang zu den Naturwissenschaften bekommen. (Beifall bei den Grünen.)

Ein letzter Bereich: die Universitäten. Die Universitäten sind wirklich ein endloses Thema, was unterschiedliche Zugänge von Frauen und Männern betrifft. Seit Jahren ist bekannt, dass bei Studienanfängern die Verteilung zugunsten der Frauen ausgeht. Je weiter die Studienkarriere geht, desto weniger Frauen gibt es in diesem Bereich; der Frauenanteil sinkt, je weiter die Karriere geht. Bezüglich der Akademikerinnenquote liegt Österreich im EU-Vergleich mit 37,1 Prozent sehr weit hinten.

Es stellt wirklich ein Armutszeugnis dar, dass es nicht gelingt, Maßnahmen zu ergrei­fen, die geeignet sind, den Akademikerinnenanteil zu steigern. Ich rede jetzt gar nicht von Assistentinnen, deren Anteil in Österreich 27,8 Prozent und der von Professorin­nen gerade einmal 8 Prozent beträgt. Das ist wirklich nicht zu akzeptieren! Ich ver­misse da jedoch entsprechende Maßnahmen, Maßnahmen, die sich auch im Budget niederschlagen würden.

Kollege Neugebauer hat gesagt, er hoffe, dass Bildungsfragen irgendwann einmal ein Gesamtinteresse sein würden und dass es in diesem Bereich nicht nur ein Gegen­einander von Opposition und Regierung gebe. – Es bleibt trotzdem eine Verantwortung der Regierung für die Maßnahmen. Falls wir uns nämlich darüber einig sind, dass es notwendig ist, dass in Bezug auf Frauen einiges geschehen muss im Bildungsbereich – falls!, Sie können ja sagen, ob wir uns da einig sind –, könnten wir in Bezug auf Chan­cengleichheit zwischen Mädchen und Buben beziehungsweise zwischen Frauen und Männern Maßnahmen überlegen. Nur müssten Sie diese Maßnahmen tatsächlich ein­mal ergreifen. – Unsere Unterstützung wäre Ihnen dabei sicher. (Beifall bei den Grü­nen.)

16.51


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Brader. 3 Minuten. – Bitte.

 


16.51.56

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Geschätzte Damen und Herren! Auch wenn es die Opposition nicht gerne hört, ist es schon so, dass mit dem vorgelegten Budgetentwurf sicherge­stellt ist, dass der qualitative Standard unseres Bildungssystems nicht nur abgesichert, sondern auch ausgebaut werden kann.

Ich weiß schon, dass es hier im Hause zwei Gruppierungen gibt, die der Schule immer mehr und noch mehr Aufgaben zuordnen – um nicht zu sagen: aufbürden – wollen. Wenn ich die Debatte gestern und heute verfolgt habe, muss ich schon sagen: Ich weiß nicht, ob alles, was hier gesprochen wurde, von der Schule bewältigt werden kann. Ich denke da an Umwelterziehung, Medienerziehung, Verkehrserziehung, Frie-


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