Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 55

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§ 84 Strafprozessordnung Anzeige zu erstatten, wenn er Strafbares finden sollte oder gefunden hätte. Offensichtlich hat er das nicht getan. (Zwischenruf des Abg. Dr. Kräu­ter.)

Es haben die Medien darüber sehr viel geschrieben, es haben die Staatsanwälte ge­prüft, und es hat auch niemand gesagt, dass irgendein Staatsanwalt zurückgehalten worden wäre, hier seine Pflicht zu erfüllen – das ist auch ganz wesentlich.

Und im strafrechtlichen Vorverfahren gibt es – entschuldigen Sie den technischen Aus­druck – eine Berechtigung und Verpflichtung zum Erkundungsbeweis. Die Gerichte und die Staatsanwälte müssen von sich aus auch Verdachtsmomenten nachgehen, auf die sie nicht hingewiesen wurden.

Ich sage Ihnen also ganz eindeutig: Aus meiner Sicht als Mandatar kann ich der Einsetzung eines Abfangjäger-Untersuchungsausschusses nicht zustimmen. (Abg. Dr. Kräuter: Sie verwechseln ja da etwas! Sie reden ja von etwas Falschem!) Ich sage Ihnen aber Folgendes: Grund für die viele und für die heftige Kritik sind die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen.

Ich muss etwas erwähnen, was mich heute etwas getroffen hat, und zwar vom Herrn Klubobmann Molterer, der von einer Achse Cap – Strache gesprochen hat. Ich muss das erwähnen, weil ich nicht haben möchte, dass hier Zerstörungspotential freigesetzt wird, weil sich die Freiheitliche Partei verpflichtet fühlt, das Regierungsprogramm um­zusetzen.

Dieses Zerstörungspotential sehe ich darin, dass man – und hier wieder zu den recht­lichen Rahmenbedingungen – zunehmend zu übersehen beginnt, dass die ÖVP einen Vertragspartner für dieses Arbeitsübereinkommen hat. Dieser Vertragspartner heißt Freiheitliche Partei. Und der Obmann der Freiheitlichen Partei heißt Strache. (Abg. Dr. Kräuter: Der ist für den Untersuchungsausschuss!)

Ich bitte, nicht zu übersehen, dass hier ein Vertrag besteht, der droht zerstört zu wer­den und den man nicht politisch wegargumentieren kann in seiner rechtlichen Kon­sistenz. Die ÖVP und vor allem der Herr Bundeskanzler haben sich entschlossen, mit Personen, die nicht mehr dem Vertragspartner Freiheitliche Partei angehören, die Regierung fortzuführen.

Ich glaube, dass daraus auch die Verpflichtung besteht oder entstanden ist, Herr Bun­deskanzler, sich wirklich mit dem Vertragspartner einmal an einen Tisch zu setzen und reinen Tisch zu machen, rechtlich reinen Tisch zu machen, damit wir wirklich die recht­liche Grundlage haben, dieses Arbeitsübereinkommen umzusetzen. Wenn das nicht geschieht, geht diese Beunruhigung nicht von der FPÖ aus. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Applaus von den Grünen!)

17.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zum Wort gelangt Frau Abgeord­nete Mag. Lunacek. Wunschredezeit: 5 Minuten, Restredezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


17.14.49

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Herren Minister! Meine Damen und Herren! Es ist ja schon erstaunlich, welche Worte mein Vorredner jetzt gerade hier auch an den Koalitionspartner gerichtet hat.

Ich hatte mir vorher schon gedacht, der Antrag Molterer, Scheibner – ich glaube, das waren die Initiatoren des Antrags auf namentliche Abstimmung, der vom Parlaments­präsidenten verlesen wurde (Zwischenruf des Abg. Riepl) – zeigt sehr stark auf, dass in dieser Koalition nicht nur kleine Risse vorhanden sind, sondern massive Gletscher-


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