Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 62

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Das ist eine „zukunftsorientierte“ Bildungspolitik: Pflichttreue? – Unserer Meinung nach nicht! Was Sie nämlich nicht drinnen haben, ist zum Beispiel die Kritikfähigkeit von Schülerinnen und Schülern. Das wäre zukunftsorientiert! Das wäre ein Signal gewe­sen! (Beifall bei den Grünen.)

Was Sie nicht festgeschrieben haben, das ist die gemeinsame Schule. Die Chancen sind nicht gleich, Frau Ministerin, das wissen Sie, das wissen wir, das wissen alle. Tun Sie nicht immer so, als seien derzeit die Chancen gleich – egal, ob man in eine Haupt­schule oder in eine AHS geht. Das ist nicht wahr! Pro forma ist das Bildungssystem durchlässig, aber in der Wirklichkeit funktioniert das nicht so, dass man einfach von einem System zum anderen wechseln kann.

Sie haben in Ihrem Antrag nicht einen schlanken Rahmenlehrplan enthalten, der auch politisch diskutiert und verabschiedet wird. Sie haben darin nicht enthalten die Förde­rung von Schülerinnen und Schülern, die dringend notwendig ist, damit wir einen stär­keren Ausgleich im Schulsystem bekommen. Sie haben darin nicht enthalten die Unter­stützung des Schulsystems durch Außenstehende, wie es etwa in Finnland mit großem Erfolg praktiziert wird, dass zum Beispiel in verstärktem Maß SozialarbeiterInnen, TherapeutInnen und so weiter an die Schulen kommen, die mithelfen, den Schulalltag zu gestalten, und die auch bei Problemen frühzeitig helfen können, ansetzen können, die helfen können, dass sie verhindert werden. All das haben Sie verabsäumt! Sie hätten in diesem Gesetz dazu die Möglichkeit gehabt. Schade darum. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Staatssekre­tär Mag. Schweitzer. Redezeit: 9 Minuten. – Bitte.

 


11.46.11

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wäre natürlich ver­lockend, jetzt weiter darüber zu diskutieren, warum es so lange gebraucht hat, um die­sen vernünftigen Schritt zu setzen. Das ist aber, glaube ich, nicht mehr das große The­ma. Es ist Gott sei Dank jetzt so weit, und damit können wir diese Diskussion beenden.

Ich glaube, es ist auch nicht das wesentliche Thema, ob mit dieser Neufassung des Gesetzes jetzt die gemeinsame Schule mit einfacher Mehrheit eingeführt werden kann oder mit Zweidrittelmehrheit. Es geht, glaube ich, darum, jetzt die Möglichkeiten zu nut­zen, um die Qualität an unseren Schulen wesentlich zu heben, und das so rasch wie möglich.

Ich habe mir von dieser Diskussion hier eigentlich erwartet, dass es bereits ganz klare Vorschläge von den einzelnen Fraktionen dazu gibt, wie wir diese neuen Möglichkeiten nützen wollen, muss aber leider gestehen, dass ich etwas enttäuscht darüber bin, dass insbesondere die profilierten Bildungspolitiker von der Sozialdemokratie es verabsäumt haben, ihre Redezeit hier dafür zu nützen, endlich einmal Vorschläge auf den Tisch zu bringen (Zwischenruf des Abg. Reheis), wie wir es jetzt besser machen wollen, wie wir die Qualität an unseren Schulen heben wollen. Ich bin der Kollegin Rossmann und der Kollegin Bleckmann dankbar, dass sie hier die Möglichkeit genutzt haben, einige Vor­schläge zu machen. (Beifall bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Weitere Zwischen­rufe bei der SPÖ.)

Vielleicht haben Sie die Zeit genutzt, um noch einmal Ihren Anteil an diesem großen Erfolg darzustellen. Mag sein. Vielleicht haben Sie Ihren Anteil auch deshalb so darge­stellt, weil Ihnen die Ideen fehlen, wie wir mit diesen neuen Möglichkeiten umgehen.


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