Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 73

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Führung ganztägiger Schulformen auf Basis von Freiwilligkeit, Schulsprengelregelung, Angelegenheiten der Schulpartnerschaft, Leistungsbeurteilung, Leistungsgruppen, Or­ganisation der Schulbehörden, Fragen der Integration und so weiter. Draußen bleiben die schon besprochenen Eckpfeiler. Eine gute Lösung also.

Mit dieser Lösung wird eine wesentliche Bedingung für eine qualitätvolle Weiterent­wicklung eines an sich schon guten österreichischen Schulwesens erfüllt. Weiterent­wicklung heißt für mich, die Rahmenbedingungen für die Bildungsprozesse so zu gestalten, dass jedes Kind entsprechend seiner einmaligen Individualität daran teilneh­men kann. Das heißt, die Bildungsprozesse nehmen ihren Ausgang in der Individual­situation des je einmaligen Kindes. In Anerkennung dieser Forderung ist es notwendig, den kognitiven, körperlichen und psychosozialen Entwicklungsstand des Kindes genau zu kennen. Die geplante Vorverlegung der Schuleinschreibung ist daher zu begrüßen, wenn im Falle festgestellter allfälliger Entwicklungsverzögerungen auch die nötigen Fördermaßnahmen angeboten werden können. In diesem Zusammenhang wird es notwendig sein, die diesbezüglichen Aufgaben von Bund, Ländern und Gemeinden zu koordinieren und zu organisieren.

Ein optimales Modell auf diesem Gebiet hat sich in Niederösterreich unter der Feder­führung der früheren Soziallandesrätin und späteren Landeshauptmann-Stellvertreterin Liese Prokop etabliert. In Niederösterreich – und das werden auch meine Kollegen aus unserem Bundesland bestätigen – kann jedem Kind mit besonderen Bedürfnissen ein entsprechendes Förderangebot gemacht werden, damit sichergestellt ist, dass der Bildungsprozess nicht schon von Anfang an gefährdet ist. (Abg. Gaál: In Wien ist es besser!)

Eine der Fragen, die nun im Raum stehen, ist natürlich die der Integration. Es steht für uns außer Zweifel, dass die integrative Betreuung für all jene Kinder möglich sein muss, bei denen sich die Eltern für diese Form der Betreuung entschieden haben beziehungsweise bei denen sich diese Form schon bewährt hat. Da geht es uns nicht um eine Automatik, sondern einzig und allein um die Frage, wo und in welcher Form die Bildung des Kindes am besten gefördert werden kann. Das zeigt wiederum: Im Mittelpunkt steht nicht ein System, sondern im Mittelpunkt kann nur das Kind als Per­son stehen mit seiner einmaligen Individuallage, mit seinem einmaligen, unantastbaren Bildungsanspruch.

Diesen Bildungsanspruch wird ja heute wohl auch niemand mehr anzweifeln, sehr wohl aber gibt es viele Diskussionen darüber, in welcher institutionellen Form das Kind seine beste Betreuung empfangen kann. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung Folgendes sagen: Ich habe zehn Jahre lang hörbehinderte Kinder in einem integrativen Projekt betreut und wissenschaftlich begleitet. Es ist so, dass nicht jede Betreuungsform für jedes Kind gut ist, sondern sie muss einfach auf das Kind abgestimmt sein.

Geschätzte Damen und Herren! Ich freue mich auf den Dialog über die vielen spannen­den Fragen, Fragen der Integration und der Weiterentwicklung der Schulaufsicht. Ich freue mich auf eine Diskussion auf einem Niveau, das uns zusteht, und nicht auf einem sehr tiefen Niveau. Ganz besonders aber, meine geschätzten Damen und Herren, freue ich mich auf die Rede des Bundeskanzlers am 14. dieses Monats. (Beifall bei der ÖVP.)

12.27


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Broukal. – Bitte.

 


12.27.43

Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Ich könnte auf Ihren letzten Satz viel sagen,


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