Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 117. Sitzung / Seite 42

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ohne zu jammern und zu murren die Arbeit fertig macht, die an diesem Tag gemacht werden muss, dann ist das so viel wert, wie wenn ein anderer am Schreibtisch eine erstklassige Leistung vollbringt; und das muss honoriert werden. (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.)

Ich meine, dass Ihnen, gerade Ihnen, schon aus diesem Grund Ihre misstrauische Haltung gegenüber dem gegliederten Schulwesen nicht wirklich gut bekommt und nicht zukommt, da doch unser gegliedertes Schulwesen in einem enormen Ausmaß durch­lässig ist. Wir wissen ja, dass mittlerweile mehr Schüler die Matura über die Haupt­schule und BHS erreichen als über die AHS.

Zum zweiten Thema, bei dem immer wieder Debatten und Kontroversen auftreten kön­nen: Nachmittagsbetreuung versus Ganztagschule. Ich meine, dass Freiwilligkeit hier wirklich das probate Mittel ist. Natürlich hat die Schulorganisation auf die aktuellen Verhältnisse wie Berufstätigkeit beider Eltern Rücksicht zu nehmen und Angebote zu machen. Erfreulicherweise ist das ja auch in diesem Schulpaket der Fall.

Ganz abzulehnen ist es aber, daraus einen Zwang zu machen, denn wenn Sie zu Recht feststellen – ich glaube, Herr Brosz war das –, dass Kinder bildungsferner Fami­lien ebenfalls weniger Aussichten haben, eine höhere Ausbildung zu erlangen, dann stimmt das natürlich. Das zeigt den Zusammenhang zwischen dem Engagement und der Bildungsnähe der Eltern und dem Erfolg der Kinder, aber den Schluss, den ich daraus ziehe, sollte man vielleicht vernünftig ziehen, dass man nämlich dort, wo die Bereitschaft besteht, den Kindern selbst und direkt bei schulischen Problemen zu hel­fen und damit den Erfolg zu garantieren, nichts in den Weg legt, dass man aber dort, wo diese Bereitschaft nicht besteht oder die Möglichkeiten nicht gegeben sind, ein­schreitet und eine Tagesbetreuung anbietet. Das ist, finde ich, absolut korrekt. Ich meine aber, dass das Mittel „mehr Schule – weniger Familie bringt mehr Gerechtigkeit“ ein falsches Mittel ist, denn es ist eine Nivellierung nach unten, die wir nicht wollen.

Grosso modo: Das Schulsystem ist gut. Es gibt Adaptierungen in eine aktuelle und moderne Richtung. Den Erfordernissen der Zeit wird in diesem Schulrechtspaket ent­sprochen.

Abschließend: Herr Abgeordneter Broukal, wenn Sie die Ministerin jetzt am „NEWS“-Ranking messen, dann ist mir doch lieber, wir bleiben bei PISA. (Beifall bei den Frei­heitlichen und der ÖVP.)

10.58


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr kommt Herr Staatssekretär Mag. Schweitzer zu Wort. 10 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.58.55

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Mag. Karl Schweitzer: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Bildungsdebatte, so wie sie von den Oppositi­onsparteien geführt wird, ist gekennzeichnet durch sehr viel Krankjammern, durch Schlechtmachen und vor allem durch selektive Wahrnehmungen. (Abg. Dr. Kräuter: Keine Polemik von der Regierungsbank!)

Ich möchte dann doch versuchen, das Ganze etwas zurechtzurücken. Kollege Brosz, der Hauptredner der Grünen, der insbesondere in Finnland das Heil der Bildungspolitik gefunden hat, hat auch zum Ausdruck gebracht, dass die Qualität des Bildungssys­tems an der Jugendarbeitslosigkeit gemessen wird. – Na, dann messen wir einmal und vergleichen die Jugendarbeitslosigkeitszahlen innerhalb der Europäischen Union! Schauen wir uns insbesondere an, wo Österreich und wo Finnland liegt!

Herr Kollege Brosz, es wäre auch für Sie ein Leichtes gewesen, sich diese Zahlen anzuschauen. Dann hätten Sie gesehen, dass Finnland mit einer durchschnittlichen


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