der
Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen an die
Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend
Bildungs-Misere (3428/J)
Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 3428/J.
Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.
Die Dringliche
Anfrage hat folgenden Wortlaut:
Begründung
Bedrohliche
Anzahl von RisikoschülerInnen und wenige im Spitzenfeld
Wir
haben es in Österreich mit einer bedrohlichen Anzahl von sogenannten RisikoschülerInnen
zu tun. Die PISA-Studie hat ergeben, dass jedeR Fünfte, also 20% der 15jährigen
SchülerInnen derartige Defizite aufweisen, dass sie in ihrer zukünftigen
Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben gefährdet sind. Im
PISA-Siegerland Finnland haben beispielsweise nur 6 % der SchülerInnen
derartige Schwächen. Es ist eine der zentralen Herausforderungen für die
Bildungspolitik, diesen Anteil zu minimieren. Die Bildungsministerin hat bisher
kein Bekenntnis dazu gezeigt. Im Gegenteil: im Bildungsbudget sind keine
zusätzlichen Mittel für ein effizientes Fördersystem vorgesehen. Bei den
FörderlehrerInnen wird weiter gekürzt. Im Jahr 2000 – also vor der
schwarz-blau-orangen Koalition - gab es noch 2.000 LehrerInnen für Förderunterricht,
heute gibt es nicht einmal mehr 1.000.
Im Übrigen
forderte auch die von der Bildungsministerin eingesetzte Zukunftskommission
in ihrem Endbericht, die Anzahl der FörderlehrerInnen aufzustocken. Individuelle
Förderung könne derzeit in den meisten Fällen durch nur eine Lehrperson in der
Klasse nicht geleistet werden. Das von der Regierung beschlossene Schulpaket
wird diesen Herausforderungen nicht gerecht. Es wurde lediglich beschlossen,
dass die gleiche Anzahl an Förderstunden nun geblockt gehalten werden kann.
Alle
Schülerinnen und Schüler müssen gefördert und bestmöglich ausgebildet werden.
Dafür muss die private Nachhilfe endlich durch ein effizientes Fördersystem
ersetzt werden. Die Begabungen aller SchülerInnen müssen gefördert werden. Mit
Schwächen dürfen SchülerInnen und Eltern nicht alleine gelassen werden. Die
Zukunft liegt nicht in der privaten Nachhilfe. Wir brauchen ein Schulsystem,
das sich auch mit den Schwächsten auseinandersetzt und sie nicht einfach liegen
lässt. Es geht hier nicht nur um soziale Gerechtigkeit. Österreich kann es sich
nicht leisten, auf ein Potential von 20 % qualifizierter Personen am
Arbeitsmarkt zu verzichten.
Österreich
schneidet aber nicht nur bei sogenannten RisikoschülerInnen schlecht ab. Auch
die Zahl der 15-jährigen, die bei der PISA-Studie die höchste Kompetenzstufe
erreicht hat, ist wesentlich geringer als in den führenden Ländern. 8 % in
Österreich gegenüber 15 % in Finnland sprechen eine deutliche Sprache. Auch
hier macht sich die mangelnde individuelle Förderung von besonderen Begabungen
negativ bemerkbar.