Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 27

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14.22.07Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur betreffend Bildungs-Misere (3428/J)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schrift­lichen Anfrage 3428/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Begründung

Bedrohliche Anzahl von RisikoschülerInnen und wenige im Spitzenfeld

Wir haben es in Österreich mit einer bedrohlichen Anzahl von sogenannten Risiko­schülerInnen zu tun. Die PISA-Studie hat ergeben, dass jedeR Fünfte, also 20% der 15jährigen SchülerInnen derartige Defizite aufweisen, dass sie in ihrer zukünftigen Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben gefährdet sind. Im PISA-Sieger­land Finnland haben beispielsweise nur 6 % der SchülerInnen derartige Schwächen. Es ist eine der zentralen Herausforderungen für die Bildungspolitik, diesen Anteil zu minimieren. Die Bildungsministerin hat bisher kein Bekenntnis dazu gezeigt. Im Gegenteil: im Bildungsbudget sind keine zusätzlichen Mittel für ein effizientes Förder­system vorgesehen. Bei den FörderlehrerInnen wird weiter gekürzt. Im Jahr 2000 – also vor der schwarz-blau-orangen Koalition - gab es noch 2.000 LehrerInnen für Förderunterricht, heute gibt es nicht einmal mehr 1.000.

Im Übrigen forderte auch die von der Bildungsministerin eingesetzte Zukunfts­kom­mission in ihrem Endbericht, die Anzahl der FörderlehrerInnen aufzustocken. Indivi­duelle Förderung könne derzeit in den meisten Fällen durch nur eine Lehrperson in der Klasse nicht geleistet werden. Das von der Regierung beschlossene Schulpaket wird diesen Herausforderungen nicht gerecht. Es wurde lediglich beschlossen, dass die gleiche Anzahl an Förderstunden nun geblockt gehalten werden kann.

Alle Schülerinnen und Schüler müssen gefördert und bestmöglich ausgebildet werden. Dafür muss die private Nachhilfe endlich durch ein effizientes Fördersystem ersetzt werden. Die Begabungen aller SchülerInnen müssen gefördert werden. Mit Schwächen dürfen SchülerInnen und Eltern nicht alleine gelassen werden. Die Zukunft liegt nicht in der privaten Nachhilfe. Wir brauchen ein Schulsystem, das sich auch mit den Schwächsten auseinandersetzt und sie nicht einfach liegen lässt. Es geht hier nicht nur um soziale Gerechtigkeit. Österreich kann es sich nicht leisten, auf ein Potential von 20 % qualifizierter Personen am Arbeitsmarkt zu verzichten.

Österreich schneidet aber nicht nur bei sogenannten RisikoschülerInnen schlecht ab. Auch die Zahl der 15-jährigen, die bei der PISA-Studie die höchste Kompetenzstufe erreicht hat, ist wesentlich geringer als in den führenden Ländern. 8 % in Österreich gegenüber 15 % in Finnland sprechen eine deutliche Sprache. Auch hier macht sich die mangelnde individuelle Förderung von besonderen Begabungen negativ bemerk­bar.

 


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