Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 42

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Ich meine: Das ist unter der österreichischen EU-Präsidentschaft zu diskutieren: Geht Europa den Weg in Richtung einer sozialen Union – das wäre ein Kurswechsel –, oder geht Europa jenen Weg weiter, den es die letzten Jahre gegangen ist und der dazu geführt hat, dass sich die Menschen von Europa entfremdet haben und dass sich auch die Europäische Union von den Menschen entfremdet hat?

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es wartet in der Tat im nächsten halben Jahr eine große Anzahl von Herausforderungen auf uns. Aber diese Herausforderungen wird man nicht bewältigen können, wenn man zum einen nicht die Wahrheit darüber sagt, wie das Geld aufgebracht und verteilt wird, und wenn man zum anderen sagt, es soll das meiste so bleiben, wie es ist. Nein, so wird es nicht gehen!

Österreich wird dann eine erfolgreiche EU-Präsidentschaft haben, wenn es einen Beitrag zum dringend notwendigen Kurswechsel leistet, wenn wir dafür sorgen, dass das europäische Verfassungsprojekt ein Projekt eines sozialen Europa wird, wenn endlich Maßnahmen zur Reduktion der Arbeitslosigkeit auf dem Plan stehen, wenn es zur Beendigung des Steuerdumpings kommt und wenn endlich die Entscheidungen in Europa transparent sind – ich betone: transparent –, so dass es nach einem Gipfel nicht heißen kann, wie die angesehensten europäischen Zeitungen schreiben: Die Sinnkrise besteht weiter. – Doch einer der Teilnehmer, nämlich der Herr Bundes­kanzler Schüssel, glaubt, das wäre ein großer Erfolg gewesen. Nein, Europa braucht neben der Freiheit dringender als jemals zuvor Gerechtigkeit und Fairness. (Zwi­schen­rufe bei der ÖVP.)

Ohne Änderung der bisherigen Politik, und zwar vor allem der Landwirtschaftspolitik, die für die Großbetriebe auf dem Rücken der Kleinen und der Steuerzahler betrieben wird, wird es kein neues Europa geben. Das wäre aber dringend notwendig, vor allem dann, wenn man auch die Zustimmung der Bevölkerung haben möchte! (Lang anhaltender lebhafter Beifall und Bravorufe bei der SPÖ.)

10.49


Präsident Dr. Andreas Khol (das Glockenzeichen gebend): Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Molterer. Auch seine Redezeit beträgt 11 Minu­ten. – Bitte.

 


10.49.14

Abgeordneter Mag. Wilhelm Molterer (ÖVP): Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es hätte eigentlich gar nicht besser dargestellt werden können (Abg. Mag. Jo­hann Moser: Das glaube ich auch!), was der Unterschied zwischen Verantwortung tragen – Bundeskanzler Dr. Schüssel – und billigem Populismus – Dr. Alfred Gusen­bauer – ist. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen. – Zwischen­ruf des Abg. Dr. Matznetter.)

Es ist bedauerlich, Herr Dr. Gusenbauer, dass in einer der wichtigsten Phasen für unser Heimatland, nämlich wenige Tage vor der Übernahme der Präsidentschaft der Europäischen Union durch Österreich, eine ehemalige staatstragende Partei, nämlich die Sozialdemokratie, in den puren Populismus flüchtet und nicht mehr den Mut hat, Verantwortung zu tragen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheit­lichen.)

Meine Damen und Herren! Es ist eine große Auszeichnung für unser Land, für Österreich, die Präsidentschaft der Europäischen Union in einer der schwierigsten Phasen Europas zu führen. Es befindet sich die Europäische Union in keiner einfachen Situation, und umso wichtiger ist es, meine Damen und Herren, dass diese öster­reichische Bundesregierung – unter Führung von Wolfgang Schüssel, mit Hubert


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