Wenn der Blick nicht auf das Ganze, sondern einseitig erfolgt, wird nicht Toleranz, sondern werden Ignoranz und Distanz gefördert.
Die ÖVP als christlich-soziale Partei ist sich dieser Verantwortung bewusst und wird stets den Blick auf das Gesamte richten: zum Wohl der behinderten Menschen in unserem Lande. Gehen Sie mit uns diesen Weg! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)
9.52
Präsident Dr. Andreas Khol: Als Nächste spricht Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. Auch ihre Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.
9.52
Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Hohen Hauses! Frau Kollegin Riener, ich bin wirklich ganz Ihrer Meinung, dass man, was behinderte Menschen anlangt, von Ignoranz zu Toleranz kommen sollte – und noch schöner wäre meiner Überzeugung nach Akzeptanz, sodass man darüber nicht einmal mehr sprechen muss. Das wäre das Ziel, an dem wir alle gemeinsam arbeiten sollten! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Darüber nicht sprechen? Wir schon! Wir wollen darüber reden!) – Ja, sprechen kann man schon darüber, aber Akzeptanz wäre natürlich schon wunderbar, Herr Kollege Molterer.
Das Thema dieser
Aktuellen Stunde lautet: „Behindertenpolitik: Gleiche Rechte für alle
Menschen mit besonderen Bedürfnissen“. – Ich meine: Bei aller Euphorie, die dazu heute von den Regierungsparteien
gekommen ist, sollten wir vor allem nicht vergessen, für wen wir Behindertenpolitik zu machen haben, nämlich für die betroffenen
Menschen und auch für deren Angehörige! Ich glaube, da ist noch ein wirklich
großes Stück Arbeit vor uns, was man ja auch sieht, wenn man mit betroffenen
Menschen, mit betroffenen Eltern spricht.
Meiner Ansicht nach
muss auch auf die unterschiedlichen Arten von Behinderungen geachtet werden,
und es muss sehr sensibel für und mit den Betroffenen gearbeitet werden, um für
sie eben das Beste zu erreichen.
Vor allem aber
müssen wir darauf achten – da bin ich der Meinung von Kollegin Riener –,
dass es uns allen gemeinsam gelingt, Barrieren abzubauen, Barrieren auch in den
Köpfen, sodass es zu einem ganz unbefangenen und normalen Umgang mit behinderten
Menschen kommt. Wir sollten nicht auf ihre Schwächen, sondern vor allem auf ihre
Stärken schauen, denn oberstes Prinzip muss es
ein – ich glaube, da sind wir wohl alle einer Meinung –, behinderten
Menschen Teilhabe an unserem gesellschaftlichen Leben und ein selbstbestimmtes
Leben zu ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Auf dem Weg zu einem
selbstbestimmten Leben ist meiner Überzeugung nach ein ganz wesentlicher Punkt
die Teilhabe am Arbeitsmarkt. Diese Teilhabe am Arbeitsmarkt, geschätzte
Kolleginnen und Kollegen, beginnt schon in der Schule, beginnt schon bei der
Ausbildung, so wie bei allen anderen Kindern auch, denn die schulische
Ausbildung ist der Grundstein für ein selbstbestimmtes, für ein erfolgreiches
Leben – und das gilt natürlich auch für behinderte Menschen.
Wenn diese Bundesregierung, wenn Frau Ministerin Haubner und Herr Staatssekretär Dolinschek in ihrem bundesweiten arbeitsmarktpolitischen Behindertenprogramm schreiben, dass es gerade in diesem Bereich dringenden Handlungsbedarf gibt, weil vor allem die Zahl an Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Integrationsklassen und in den Sonderschulen immer mehr steigt, so denke ich, dass wir auch da alle einer Meinung sind, nämlich dass in den Schulen