rem Land. Die Idee war, den vielen Kriegswaisen eine Heimat zu geben. Hermann Gmeiner ist es gelungen, mit einem Spendenaufruf in der Höhe von einem Schilling im Monat den Bau des ersten SOS-Kinderdorfes in Imst zu ermöglichen. Er war ein mittelloser Medizinstudent. Bei den Behörden, bei den Verwaltungen fand er kein Gehör; die Bevölkerung aber folgte dem Spendenaufruf wirklich in nachahmenswerter Weise.
Ich frage mich, sehr geehrte Damen und Herren, was wir in der heutigen Zeit machen würden, wenn jemand, selbst mittellos, mit einer guten Idee käme und zur Verwirklichung derselben um Geld bitten würde. Ich denke, es würde ihm heute auch nicht viel besser gehen als damals Hermann Gmeiner im Jahre 1949.
Hermann Gmeiner starb im Jahre 1986. Damals gab es weltweit
bereits mehr als tausend Kinderdorf-Projekte in über 100 Ländern. Wir
haben schon gehört, jetzt sind es 132 Länder mit ganz verschiedenen
Projekten. Wir haben hier im Parlament
schon letztes Jahr die Initiative ergriffen – damals noch drei
Parteien –, das Werk von SOS-Kinderdorf International für den
Friedensnobelpreis zu nominieren. Ich bin froh, dass es jetzt gelungen ist,
dass alle vier Parteien diesen Antrag unterstützen. Die Begründung von Kollegin
Lunacek war einleuchtend. Es war ja auch das andere Projekt, das von den Grünen
letztes Jahr vorgeschlagen wurde, ein wirklich unterstützenswertes, das möchte
ich auch dazu sagen. Dass wir uns heuer zum 20. Todestag von Hermann
Gmeiner gemeinsam zu dieser Initiative entschließen konnten, macht mich froh
und stolz.
Dass die Idee
Hermann Gmeiners nicht bei den SOS-Kinderdörfern stehen geblieben ist, können
wir auch an dem erkennen, was die Stadt Imst gemeinsam mit SOS-Kinderdorf
International anlässlich des 20-jährigen Todestages veranstaltet. Zum Beispiel
wird heute anlässlich der Hermann Gmeiner-Tage in diesem Jahr – Gerhard
Reheis wird wahrscheinlich dabei sein, falls er hiezu Zeit findet – ein
Vortrag gehalten: „Kinderzimmer – Wege aus dem sexuellen Missbrauch“.
Weiters werden Veranstaltungen angeboten wie: „Kindheit und Gewalt – Ist
verwundetes Leben heilbar?“ Man geht also auf die Probleme der Kinder, der
Kinderrechte auch entsprechend ein.
Mir ist auch noch
wichtig, dass sich im Laufe der Jahrzehnte die SOS-Kinderdörfer wirklich zu
einer internationalen, friedensstiftenden Bewegung entwickelt haben. Ich möchte
Dr. Wilfried Vyslozil zitieren, der seit 1993 Geschäftsführer von
SOS-Kinderdorf Österreich ist. Er sagt: Das SOS-Kinderdorf ist kein Exportgut
einer westlichen Missionierung. Die Idee von SOS-Kinderdorf hat sich von
Österreich ausgehend in alle Kulturkreise bewegt, aber als säkulare
Organisation, das heißt die heimische Kultur wird anerkannt und respektiert.
Die Kinder sollen in ihrer eigenen Kultur und Religion aufwachsen und ihre
Wurzeln kennen und leben.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Eine Idee geht um die Welt. Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ich bin froh und stolz darauf, dass wir
dieses Projekt, das wahrhaft den Nobelpreis verdienen würde, auch dafür nominieren,
und dies auch im Zusammenwirken mit anderen Ländern. – Ich danke Ihnen sehr,
verehrte Damen und Herren! (Allgemeiner Beifall.)
12.55
Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächste Rednerin gelangt Frau Abgeordnete Mittermüller zu Wort. Wunschredezeit: 4 Minuten. – Bitte.
12.55
Abgeordnete Marialuise Mittermüller (Freiheitliche): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Staatssekretär! Der 20. Todestag von Hermann Gmeiner, dem Begründer des SOS-Kinderdorfes, ist heute schon mehrmals erwähnt worden. Zu seinem Todestag